drunter und drüber

Heute fährt die 18 bis nach Istanbul... Vor 2000 Jahren kam man auf der römischen Straße nach Neuss. Entlang dieser Ausfallstraße in der nördlichen Altstadt liegt einer der traditionsreichsten Kölner Stadtteile: Der Eigelstein.

Dieses im besten Sinne urkölsche Viertel jenseits von Dom und Hauptbahnhof hat schon vieles miteinander verschweißt, was auf den ersten Blick unvereinbar schien: fromme Ordensbrüder und Ganoven, „Kappesbuure“ und Bankiers, Gelehrte und Geläuterte, „leichte Mädchen“ und Revolutionäre, Menschen unterschiedlichster sozialer Schichten, Prominente und namenlos Gebliebene. Ein Ort des Neben- und Miteinanders der verschiedensten Milieus.

Und ein Zuhause für jene, die einmal neu in unserer Stadt waren und hier heimisch wurden. Die Rede ist von Zugezogenen und Einwanderern seit der Römerzeit – lange bevor der Begriff „Migranten“ eine Rolle spielte. Aber auch von umstrittener Stadtsanierung und vom geglückten, ja glücklichen Miteinander.

Vornehm war das Veedel nie, denn hier, wo das „Kölsche Hätz“ schon immer schneller schlug – heute zerrissen durch die Nord-Süd-Fahrt – trafen und treffen sie ungeschönt aufeinander: Mythos auf Wahrheit, Halbwelt auf große weite Welt. Ein eigener Kosmos, den August Sander, Chargesheimer oder Candida Höfer in ihren Fotos dokumentierten.

Foto: „Am Eigelstein“, Foto August Sander, Mitte/Ende der 1930er Jahre. Im Vordergrund der Aufnahme ist die Ecke Eigelstein/ Unter Krahnenbäumen zu sehen (Collection Gerd Sander).

Schauplatz Kölner Geschichte

Nach der erfolgreichen Präsentation zum Waidmarkt setzen das Kölnische Stadtmuseum und das Römisch-Germanische Museum ihre Ausstellungsreihe zu Schauplätzen Kölner Geschichte fort.

2000 Jahre alt – aber keineswegs museal, sondern sehr lebendig wird das Veedel zwischen dem römischen Nordtor bis zur Eigelsteintorburg präsentiert:
die römische Vorstadt mit Gräberfeldern und Glasherstellung, die Stadterweiterung von 1006, geistliche Institutionen wie St. Andreas, St. Ursula, das Dominikaner- und Makkabäerkloster, die Marzellenstraße als Ort der Gelehrsamkeit und die Trankgasse mit Wallrafs Sammlungen. Traditionsunternehmen wie das Hotel Excelsior, die Gaffel-Brauerei, der Bachem-Verlag und die Kölnische Rundschau sind ebenso vertreten wie das schmalste Haus von Köln, italienische Restaurants oder türkische Händler.

Ein „oral history-Projekt“ beider Museen in Zusammenarbeit mit der Universität zu Köln verschafft Zeitzeugen und Anwohnern eine Stimme: aus unterschiedlichsten Milieus – aber alle aus dem gleichen Veedel.

Am Eigelstein ist Musik... Eine gute Gelegenheit, diesen faszinierenden „Schauplatz Kölner Geschichte“ zu entdecken – und die Menschen, die hier lebten und heute hier zuhause sind: kreuz und quer – und „drunter und drüber“.

Foto: Kopfreliquiar des heiligen Joachim aus St. Machabäer, um 1520. Seit der Auflösung des Benediktinerinnenklosters 1802 befindet sich das prächtige Reliquiar in St. Kunibert (Foto Dorothea Heiermann).

Rahmenprogramm

Durch Museum und Viertel
Treffpunkt jeweils im Foyer des Kölnischen Stadtmuseums

Fr., 10.01.2014, 18 Uhr
„Tatort Eigelstein“ – kriminalistischer Rundgang mit Tatort-Schauspielerin Justine Hauer, 10 €, Anmeldung: 0221/221-22398 (außer montags)

So., 12.01.2014, 15 Uhr
„Marzellenstraße: Von der Gegenreformation bis zu Rolex“ – Rundgang mit Dr. Till Busse, 8 € zzgl. Eintritt, Anmeldung: 0221/221-22398 (außer montags)

Sa., 15.03.2014, 14 Uhr
„Heiliges am Eigelstein“ – Exkursion mit dem Museumsdienst (Akademieprogramm), 8 € zzgl. Eintritt, Anmeldung: service.museumsdienst@stadt-koeln.de

Fr., 21.03.2014, 15 Uhr / Sa., 05.04.2014, 14 Uhr
„Sehen lernen in Kölner Vierteln“ – Exkursion mit dem Rheinischen Verein für Denkmalpfl ege und Landschaftsschutz e.V., Anmeldung: ulrich.bock@stadt-koeln.de

Foto: Afrikanisches Elfenbein am Eigelstein, Venus und Mänade, 1. Jahrhundert n. Chr. (Römisch-Germanisches Museum/ Foto Rheinisches Bildarchiv).

Lesungen und Vorträge

Fr., 17.01.2014, 19 Uhr
„Mein Veedel“ – Navid Kermani liest und spricht über den Eigelstein, 7 €

Mi., 12.02.2014, 19 Uhr
„Eigelstein-Blues“ – Krimi-Lesung mit Jürgen Raap, 5 €

Mi., 12.03.2014, 19 Uhr
„Das Rätsel des Eigelsteins. Eine Spurensuche“ – Vortrag von Dr. Marion Euskirchen (Römisch-Germanisches Museum)

Mi., 26.03.2014, 19 Uhr
„Wahre Geschichten eines Kellners aus dem Eigelstein“ – der Autor und Journalist Bernd Imgrund liest, 5 €

Foto: Gefunden in der Machabäerstraße 37–42: Beigaben aus einem Körpergrab, 3. Jahrhundert n. Chr (Römisch-Germanisches Museum/ Foto Rheinisches Bildarchiv).

Führungen des Museumsdienstes

Abendführung: Di., 07.01. / 04.02. / 11.03. / 01.04.2014,
jeweils 18 Uhr

Seniorentreff: Do., 23.01. / 17.04.2014, jeweils 15 Uhr

Akademieführung: Sa., 22.02.2014, 11 Uhr, 8 € zzgl. Eintritt,
Anmeldung: service.museumsdienst@stadt-koeln.de

Kinderführung (ab 8 J.): So., 09.03.2014, 11 Uhr

Familienführung (ab 8 J.): Do., 03.04.2014, 16.30 Uhr

Foto: Die Eigelsteintorburg 1879/1880: Auf diesem Bild sind noch deutlich die mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Wehranlagen zu erkennen, die kurze Zeit später der Spitzhacke zum Opfer fallen (Kölnisches Stadtmuseum/ Foto Rheinisches Bildarchiv).

Machen Sie Ihr Zapfdiplom!
Mi., 08.01. / 05.02.2014, jeweils 16.30 Uhr
Nach einer Führung durch die Sonderausstellung geht es zu einer exklusiven Zapferschulung in das im Viertel gelegene Brauhaus „Gaffel am Dom“. 19 € (inklusive Verköstigung und Häppchen), Anmeldung: 0221/221-22398 (außer montags)

Der Eigelstein im Film
Do., 23.01.2014, 19 Uhr
„Ein filmischer Spaziergang durch den Eigelstein“ – Filmvortrag von Köln im Film e.V. 5 €

Eigelstein-Filmabende im Filmkunstkino „Filmpalette“
Lübecker Straße 15, Tel: 0221/122112

Mi., 19.02.2014, 18 Uhr
„Kommissar Klefi sch: Ein Fall für Onkel“
(D 1990, Regie: Ulli Stark)

Mi., 19.03.2014, 18 Uhr
„Sascha“ (D 2010, Regie: Dennis Todorovic)

Mi., 09.04.2014, 18 Uhr
„Wo stehst du?“ (D 2011, Regie: Bettina Braun)

Foto: „Weidengasse Köln IV 1978“, Foto Candida Höfer (© Candida Höfer/ VG Bildkunst, Bonn)