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Kalker Navajos setzten HJ-Kasten in Brand

Die Taunusstraße (um 1970)

In der Taunusstraße in Köln-Kalk hängt ein HJ-Kasten, in dem eine Karikatur mit der Überschrift: "Bündischer Restbestand begibt sich auf Fahrt" ausgehängt war. Die Karikatur stellte einen jungen Menschen in der Navajo-Kluft dar mit einem rotkarierten Hemd, kurzer schwarzer Hose, Schaftstiefel und kleinem Hütchen. Sie war von einem HJ-Scharführer gezeichnet worden.

Nach Aussage des HJ-Gefolgschaftsführers vom 2. August 1937 habe dieser gesehen, wie sich an der Ecke Taunusstr. und Wetzlaerstr. ca. 10-12 Jungen gesammelt hätten. Außerdem habe er sie sagen hören, dass es nun dunkel genug sei und man jetzt den Kasten zerstören könne. Daraufhin hätten sie sich an dem Kasten "zu schaffen" gemacht und das Bild angesteckt. Der Gefolgschaftsführer fährt darauf hin zur Polizei, die jedoch niemanden mehr vor Ort antrifft. Der Gefolgschaftsführer denunziert die Jugendlichen W., G. und T. mit Namen. Sie werden von der Gestapo verhört, was wiederum zu weiteren Namensnennungen und neuen Festnahmen führt.

Als einer der ersten Festgenommenen schildert Adolf W. seine Eindrücke von dem Tag: "Am Samstag, den 10. Juli 1937 ging ich mit meinem Freunde Albert B. [...] über die Kalker Hauptstrasse. Wir trafen dort etwa 20 junge Burschen in der mir bekannten Navajokleidung und von denen mir bekannt ist, dass sie sich Kalker-Navajos nennen. Diese forderten mich auf, an der für den folgenden Sonntag vorgesehenen Fahrt nach Rösrath zum Ammerländchen teilzunehmen. Ich habe dies aus dem Grunde, weil meine Eltern mir verboten haben, mit diesen jungen Leuten auszufahren, abgelehnt. Ich habe mich aber an dem betreffenden Abend den jungen Burschen aber angeschlossen. Wir gingen dann geschlossen zu dem in der Taunusstr. befindlichen HJ-Kasten. In dem HJ-Kasten befand sich eine Karikatur, über die sich unterhalten wurde." W. führt aus, dass in seinem Beisein der Kasten nicht beschädigt worden sei. Zwar habe ein gewisser "Herm" den Gedanken geäußert, das im Kasten befindliche Bild zu entfernen, jedoch sei auf Zureden des W. davon Abstand genommen worden. Er ergänzt noch, dass "auch verschiedene junge Burschen aus Köln-Mülheim" an dem Abend dabei gewesen seien.

Der Jugendliche Ernst T. belastet in seiner Vernehmung vom 11. August Theodor S.. Dieser habe ihm erzählt, dass er ein Streichholz genommen und damit das Bild angesteckt hätte. S. gibt dies auch in einer Vernehmung vor der Gestapo am 27. Oktober zu: "Dieses Bild forderte uns Navajos heraus, da wir uns davon betroffen fühlten. Infolgedessen wurde beschlossen das Bild zu entfernen. Ich nahm ein Streichholz und zündete das Papier an einer Ecke an, blies aber das Feuer sofort wieder aus. Es verbrannte lediglich eine Fläche Papier von etwa 2 bis 3 qcm. Wenn mir vorgehalten wird, dass ich mich von dieser Darstellung betroffen fühlte, weil sie die Bündische Jugend darstellte und ich mich infolgedessen zur Bündischen Jugend gehörig betrachtet haben muss, so erwidere ich, dass ich lediglich auf allgemeine Aufforderung gehandelt habe."



 
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