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Cilli D.

Nach dem Besuch der Volksschule absolvierte Cilli D. 1941 ihr Pflichtjahr bei einer Witwe in Köln-Nippes. Nach dessen Beendigung nahm sie am 20. April 1942 eine Schneiderlehre bei der Firma Bierbaum & Proenen auf. Hier verdiente sie zur Zeit ihrer Festnahme 7 RM. Sie besuchte die Hauswirtschaftliche Fortbildungsschule in der Simon-Meister-Straße.

Ihr Vater war Eisenbahnarbeiter und unterhielt von seinem Einkommen eine fünfköpfige Familie. Die 17jährige Schwester war als Verkäuferin beim Kaufhof tätig.

Die Familie D. wurde beim "1.000-Bomber-Angriff" am 30./31. Mai 1942 total fliegergeschädigt, musste die frühere Wohnung in der Florastraße 8 aufgeben und die Gartenstraße umziehen.

Seit 1934 war Cilli D. in der HJ organisiert und gehörte seit 1941 dem BDM - Ortsgruppe Leipziger Platz - an. Seit dem Fliegerschaden Ende Mai 1942, so Cilli D. vor der Gestapo, habe sie keinen Dienst im BDM mehr versehen, aber auch keine entsprechende Aufforderung mehr erhalten.

Sie sei, so Cilli D. in ihrer Vernehmung, durch ihre Arbeitskollegin Marianne V., die des öfteren Wanderfahrten unternehme, am 4. Dezember 1942 zu einem Treffen in der Gaststätte "Zur harten Faust" eingeladen worden. Bei ihrer Ankunft wären bereits vier bis fünf Jugendliche "beiderlei Geschlechts" im Gastraum anwesend gewesen, von denen einer, "Sepp" genannt, Gitarre gespielt und ein ihr unbekanntes Lied gesungen habe. Es seien mit der Zeit noch weitere Jugendliche erschienen, so dass zum Zeitpunkt des Eintreffens der Polizei etwa zwölf Personen anwesend gewesen seien.

Bis zur Festnahme sei lediglich gesungen, jedoch nicht über Fahrten gesprochen worden. Sie habe, so Cilli D. weiter, nicht den Eindruck gehabt, dass es sich bei den Versammelten um einen Verein handelte". Allerdings besuchte sie den Treffpunkt am 4. Dezember zum ersten Mal, so dass sie "keine Ahnung davon" gehabt habe, "dass sich dort Personen trafen, die sich zu einer Gruppe der sogenannten Bündischen Jugend bekannten". Ebenso habe sie bisher nichts davon gehört, "dass es einen Verein 'Edelweisspiraten' gibt, der mit dem Personenkreis der in der fraglichen Wirtschaft Versammelten zusammenhing". Auch sonst könne sie, da nur einmal mit der Gruppe in Kontakt gekommen, nichts über deren frühere Aktivitäten aussagen.

Cilli D. wurde am 4. Dezember 1942 in der Gaststätte "Zur harten Faust" festgenommen, am 7. Dezember 1942 vernommen und am 9. Dezember "nach staatspolizeilicher Warnung" aus der Brauweiler Haft entlassen.

Laut Schlussbericht der Gestapo vom 03. Februar 1943 wurde Cilli D. Folgendes vorgeworfen: Sie habe "in Gruppen Wanderungen und Wanderfahrten ausgeführt, unterwegs bündische Lieder gesungen und sich auch sonst nach den Gewohnheiten der verbotenen bündischen Jugend betätigt."



 
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