Im Rahmen seiner Vernehmung durch die Gestapo machte Heinrich B. am 8. Februar 1936 folgende Angaben zu seiner Person: "Von meinem 6. bis zum 14. Lebensjahr habe ich die katholische Volksschule - hier Severinsmühlengasse - besucht. Nach meiner Entlassung aus der Schule habe ich einen Beruf nicht erlernt." Er sei seit drei Jahren arbeitslos, ebenso wie sein Vater und seine Geschwister, weshalb sie sämtlich "von der Wohlfahrt unterstützt" würden.
Vor der Machtübernahme, so B. weiter, habe er "mit der kommunistischen Jugend sympathisiert" und auch an deren Versammlungen und Kundgebungen teilgenommen. In diesem Zusammenhang sei er im Januar 1933 - "kurz vor der Machtübernahme" - auf der Hohestraße von der Polizei festgenommen worden, "weil ich an einer Terroraktion teilgenommen haben sollte". Diese Aktion bestand offenbar, so zumindest die Aussage, in "kommunistischen Unruhen" im Bereich der Hohe Straße, bei denen B. gerufen haben soll: "Wir haben, was haben wir? Hunger!"
Nach Angaben eines weiteren Verhörten (Johann S.) dagegen gehörte B. vor 1933 dem KJVD an, habe später aber bei Treffen und Fahrten nie Werbung für die aufgelöste Organisation betrieben.
Nach dem 30. Januar 1933, so heißt es in der Aussage weiter, habe er sich politisch nicht mehr betätigt. Anfang 1934 sei er in die HJ aufgenommen worden. Nachdem ihm jedoch im Sommer 1934 im Rahmen eines Zeltlagers in Lohmar seine HJ-Uniform gestohlen worden sei, so Heinrich B., sei er aus der HJ wieder ausgetreten.
Nach eigener Aussage vor der Gestapo schloss sich B. etwa im Juli/August 1935 der Jugendgruppe an, die ihren Haupttreffpunkt "An der Eiche" hatte.
Laut Ermittlungsergebnissen der Gestapo, die in einem Bericht vom 17. Februar 1936 zusammengefasst wurden, war Heinrich B. Mittelpunkt der Gruppe "An der Eiche". Er sei bereits "vor der nationalen Erhebung mehrmals hier in politischer Hinsicht in Erscheinung getreten". "An kommunistischen Versammlungen und Demonstrationen tat er sich dadurch besonders hervor, indem er Flugschriften verteilte." Zudem habe er der "kommunistischen Terrorgruppe" angehört, "die bei den Kundgebungen Unruhe stiftete". Das habe auch zu seiner Festnahme im Januar 1933 geführt, die allerdings ohne Strafverfolgung blieb.
Am 8. Februar 1936 wurde der 1914 geborene Arbeiter Heinrich B. festgenommen, "weil derselbe dringend verdächtig ist, als Mitglied des aufgelösten Pfadfinderbundes Neurote- und Kittelbacher [!] usw. anzugehören und somit den organisatorischen Zusammenhalt weiter aufrecht gehalten" zu haben. Nachdem die Wohnung durch den Gestapobeamten Brodesser II ohne Ergebnis durchsucht worden war, wurde B. "zur weiteren Aufklärung auftragsgemäss in die Sistierzelle der Staatspolizei eingeliefert".
Vorausgegangen war eine Anzeige, die ein HJ-Bannstreifenführer mit drei weiteren Angehörigen des HJ-Banns 217 am 1. Januar 1936 erstattet hatten. Danach waren am Abend des Neujahrstags rund 20 Jugendliche "im Gänsemarsch, im Gleichschritt und Marschlieder singend" vom Waidmarkt kommend durch das Severinsviertel marschiert. Die "Angehörigen des Trupps" waren nach Angaben des Bannstreifenführers folgendermaßen gekleidet: "kurze schwarze Hose, schwarze Kletterweste, weiße Hochlandstrümpfe mit Quasten, bunte Halstücher und Schimützen". Dazu trugen sie Tornister und Brotbeutel. Als die Gruppe der Aufforderung der Streife, "sich aufzulösen, da das geschlossene Marschieren in einheitlicher Kluft verboten sei", nicht nachkam, sondern stattdessen in alter Formation zum Platz "An der Eiche" weitermarschierte, wurde Anzeige erstattet, die sich in erster Linie gegen B. als mutmaßlichen Anführer richtete. Hierbei fiel erschwerend ins Gewicht, dass Heinrich B. sich vor 1933 angeblich "führend" in der Jugendorganisation der KPD betätigt haben sollte.
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