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WB-Propaganda: "HJ Streifendienst als Helfer der Jugend"

Das NS-Regime sieht offenbar spätestens im Frühjahr 1938 die Notwendigkeit, auch die Öffentlichkeit umfassend über Tätigkeit und Kompetenzen der HJ-Streifen zu unterrichten. Zu diesem Zweck wird beispielsweise in der NS-Tageszeitung "Westdeutscher Beobachter" folgender Artikel veröffentlicht:


"HJ Streifendienst als Helfer der Jugend
Die Fahrtenzeit beginnt - Zehntausende erleben die herrliche deutsche Landschaft

Mit den ersten wärmenden Strahlen der Frühlingssonne packt die deutsche Jugend wieder die Sehnsucht in die Welt. Die Hitler-Jugend geht auf Fahrt, nicht aus romantischen Gefühlen heraus, sondern um die herrliche deutsche Landschaft zu erleben und in Kameradschaft und Härte der Öffentlichkeit ein Bild von der vorbildlichen Disziplin und dem tadellosen Auftreten der neuen deutschen Jugend zu geben. Und da es einem Hitler-Jungen geschehen kann, daß er, auf seinem Stahlroß nichtsahnend durch die Gegend radelnd, plötzlich von einem Kameraden angehalten wird , der am linken Unterarm auf schwarzem Band die goldgestickten Buchstaben "HJ-Streifendienst" trägt, soll an dieser Stelle einmal auf die Tätigkeit dieses Streifendienstes der Hitler-Jugend eingegangen werden, zumal in Kreisen der HJ und besonders der Oeffentlichkeit falsche Vorstellungen hierüber bestehen.

Streifendienst als Helfer

Wir haben in der Gebietsführung Mittelrhein den Führer des Gebietsstreifendienstes besucht und ihn über seine Arbeit berichten lassen. Der Gebietsstreifendienst untersteht der Überwachungsstelle in der Gebietsführung und seine Aufgabe ist es, auf Disziplin, vorschriftsmäßige und saubere Uniformierung und ordnungsgemäßes Benehmen der Hitler-Jugend in der Öffentlichkeit zu achten. Die Kameraden des HJ-Streifendienstes sind verantwortlich für das Gesicht der HJ nach außen hin. Es ist aber nun keineswegs so, daß der HJ-Streifendienst etwa nur auf unvorschriftsmäßig uninformierte HJ Jagd macht, vielmehr überwiegen eindeutig die positiven Aufgaben und schwer und verantwortungsvoll ist der Dienst. Da hat der Streifendienst zunächst einen Bahnhofsdienst im Gau Köln-Aachen eingerichtet, wo die wandernde Jugend Auskunft über Zuganschlüsse, Quartiere, Jugendherbergen, HJ-Dienststellen und Sonstiges erhält. Derartige Bahnhofswachen bestehen zurzeit in Köln, Aachen, Düren, Euskirchen, Bonn, Mechernich, Hellenthal, Monschau, Stolberg und Gummersbach.

Ein wichtiges Gebiet ist der Einsatz an Wandertagen. Die große Masse der wandernden Jugend wird vom Streifendienst der HJ vorbildlich betreut. Besonders jetzt an Ostern werden zahlreiche Hitler-Jungen im Rahmen eines besonderen Großeinsatzes tätig sein. Auch hier zeigt sich der Streifendienst als treuer Helfer. Er berät die wandernde und radfahrende HJ, gibt Auskünfte über landschaftlich schöne Wegstrecken, über Ruheplätze und Jugendherbergen, er überwacht die Lagerplätze, warnt vor feuchten Wiesen, verhindert offene Feuerstellen im Wald, Flurschäden, Waldfrevel und überhaupt alle strafbaren Handlungen

Gegen die wilden Jugendgruppen

So groß die Hilfsbereitschaft im allgemeinen ist, so unerbittlich ist aber auch die Strenge, mit der beispielsweise das gemeinsame Kampieren von Jungen und Mädchen gemäß der Verordnung des Oberpräsidenten unterbunden und das Übernachten in Scheunen wegen der damit verbundenen sittlichen Gefahren überwacht wird. Dem Hitler-Jungen, der in sauberer und vorschriftsmäßiger Uniform und mit ordnungsgemäßen Ausweisen auf Fahrt geht, wird der Kamerad vom Streifendienst nur ein willkommener Helfer sein. Anders ist es mit jenen wilden Jugendgruppen und Einzelwanderern, die kein Interesse für einen geordneten HJ-Dienst aufbringen und sich bemüßigt fühlen, in Fantasieuniformen und unter komischen Bezeichnungen wie Navajo, Rollroll und Eifelpiraten die Landstraßen unsicher zu machen. Die Hitler-Jugend als deutsche Staatsjugend ist für das Gesicht der deutschen Jugend in der Öffentlichkeit verantwortlich. Sie räumt daher mit diesen schleimigen Truppen unerbittlich auf, zumal es sich meistens um Elemente handelt, die provozierend auftreten und sich offen gegen den Staat und die HJ auflehnen. In kameradschaftlicher Zusammenarbeit mit Polizei, Gendarmerie und Zollbeamten geht der HJ-Streifendienst gegen die komischen Gestalten vor, die sich gewöhnlich durch überkurze schwarze Hosen mit viel Reißverschluss, weißen Söckchen und entsprechendem Benehmen zu erkennen geben.

Schlagartiger Einsatz

In der Dienststelle des Gebietsstreifendienstführers hängen Karten des Gaues Köln-Aachen, die durch Markierung der Standorte des Streifendienstes und der Polizeidienststellen die Arbeit erleichtern. Dem Gebietsstreifendienstführer unterstehen die Bannstreifendienstführer, die für die Arbeit innerhalb eines HJ-Bannes verantwortlich sind. Eine besondere Alarmeinrichtung ermöglicht es, den Einsatz an besonders gefährdeten Stellen schlagartig vorzunehmen oder zu verstärken. Neben steten Kontrollpunkten ergänzen fliegende Streifen auf Motorrädern den Einsatz. Besonders an der Reichsgrenze ist viel zu tun. Alle Jugendlichen, die die Grenze überschreiten wollen, müssen im Besitz einer Genehmigung der Reichsjugendführung sein.

Die Jungen, die diesen Dienst versehen, werden dauernd geschult auf diese besondere Aufgabe hin. Sie werden vertraut gemacht mit allen bündischen Abzeichen und Requisiten, die noch bei irgendwelchen Latschern angetroffen werden können, hauptsächlich aber erhalten sie Kenntnis von den Wandergebieten, Wissen um ordnungsgemäße Quartierbeschaffung, Hilfe für wandernde Gruppen usw.

So mögen Jugend und Eltern dieser kurzen Darstellung über die Tätigkeit des HJ-Streifendienstes entnehmen, daß diese Jungen der wandernden HJ hilfsbereit zur Seite stehen und nur Feind sind allen jenen Jugendtypen, die zwar nur noch selten anzutreffen sind, aber desto mehr zum Gespött ihrer Mitmenschen werden. Und daß man diese lächerlichen Gestalten hart anfaßt und von der Straße entfernt, das können Hitler-Jungen und Elternschaft, ja, das kann die deutsche Öffentlichkeit nur begrüßen."



 
Lexikon
HJ-Streifendienst (SRD)
Navajo