Chronik 
"Schwarzer Markt" gewinnt an Bedeutung

Nach der schweren Angriffserie von Ende Juni/Anfang Juli 1943 kommt Tauschgeschäften eine immer größere Bedeutung zu.

Der Präsident des Kölner Amtsgerichts berichtet am 11. November 1943, dass die entsprechenden Gerichtsverfahren wegen "Verstößen gegen die Verbraucheregelungs-Strafordnung und die Kriegswirtschaftsverordnung" seit den Sommermonaten erheblich zugenommen hätten. Das führt er in erster Linie darauf zurück, dass die fliegergeschädigten Kölner vom Kriegsschädenamt zwar beträchtliche Abfindungen ausgezahlt würden, diese dann jedoch mit den Barmitteln wenig anfangen könnten.:

"Da die Geschädigten bei dem im Krieg verringerten Warenangebot und bei der großen Anzahl von Kauflustigen mit diesem Geld das Verlorene vielfach nicht oder nur teilweise ersetzen konnten, ließ sich in zunehmendem Maße beobachten, daß auf dem sogenannten 'Schwarzen Markt', der sich nach den großen Terrorangriffen im Sommer 1943 in der Gegend des Griechenmarktes und der Alexianerstraße entwickelte, Zigaretten, Tabak, Butter, Alkohol und ähnliches zu Schieberpreisen gehandelt wurde. So wurden z.B. für 12 Zigaretten 9 RM, für 50 g Zigarettentabak 14 RM, für Strangtabak 15 RM der Strang, für das halbe Pfund Butter 20 RM usw. bezahlt. Manche Fliegergeschädigte sahen in dem Schwarzen Markt eine günstige Gelegenheit, Geld zu verdienen, indem sie z.B. 12 Zigaretten zu 9 RM erwarben und sie an der nächsten Straßenecke an andere Personen, vielfach an Soldaten, zu 10 RM weiterverkauften. Ein Angeklagter hatte auf solche Weise, wie er selbst zugab, in drei bis vier Monaten 5.300 RM verdient." Wenn man berücksichtigt, dass ein Arbeiter zu dieser Zeit monatlich rund 200 bis 300 RM verdient, kann man - trotz aller Verbote und der damit verbundenen Gefahren - leicht die Lukrativität des Schwarzen Marktes ermessen.

Zu dessen Funktionieren tragen nach Beobachtungen des Amtsrichters in wachsendem Maße auch ausländische Arbeiter bei. Hier tun sich, so der Bericht, in erster Linie Niederländer und Belgier hervor, die von ihren Heimaturlauben verstärkt gesuchte Waren mit nach Köln bringen, den Schwarzmarkt damit anheizen und die Preise noch oben treiben. Ein Pfund Kaffee etwa, im September 1942 im illegalen Handel noch für 80 RM zu haben, sei mittlerweile mit 280 bis 300 RM gehandelt.