Folgt man der neueren Forschung, dann nimmt die Jugendkriminalität 1944 möglicherweise wegen der immer stärkeren Einbindung der Jugendlichen in die Kriegseinsätze der HJ erstmalig seit 1939 wieder ab. Angeblich geht die schwindende Zahl der "kriminellen" Verbrechen mit einem Rückgang "politischer" Delikte Hand in Hand. Die meisten der in der Literatur beschriebenen Fälle von jugendlichen Widerstand und Opposition, von Nichtbefolgung und Verweigerung von Anweisungen und Erwartungen der HJ und des NS-Staates seien in den Jahren davor anzusiedeln. Die sich 1944 häufenden Befehle zur Verfolgung von abweichendem Jugendhandeln, seien nicht situationsadäquat erlassen worden, sondern fußten auf der Lage von Mitte/Ende 1943. In den meisten Orten würden kaum mehr Bedingungen für die noch 1942 und 1943 ausgemachten spontanen Zusammenschlüsse von Jugendlichen existieren. Und auch in den Berichten der Justizbehörden, v.a. in den Lageberichten der Generalstaatsanwalten sei im letzten Kriegsjahr von einer Zunahme der Jugendkriminalität und der politisch interpretierten Cliquenbildung nicht mehr die Rede.