Chronik 
HJ-Angehöriger wegen Diebstahls in Wehrertüchtigungslager eingewiesen

In der Woche vom 8. bis zum 14. Oktober 1944 wird ein 1928 geborener HJ-Junge aus Ehrenfeld mehrfach auffällig. Zunächst entwendet er während des "Bahnhofsdienstes" im Rahmen seiner HJ-Tätigkeit ein Fahrrad und wird deshalb von der Gestapo, die kein Ermittlungsinteresse zeigt, an die Kriminalpolizei überstellt. Kaum von dort entlassen stiehlt der Junge in der Wartehalle des Hauptbahnhofs einem SA-Mann die Pistole und von einem Militärfahrzeug einige Handgranaten. Auch hier sieht die Gestapo keinen "staatspolizeiliches Interesse" und überstellt den Hitlerjungen erneut der Kripo. Gleichzeitig wird beschlossen, ihn "aus erzieherischen Gründen dem WE-Lager in Ellern zuzuführen".

Der Fall kann als Beispiel dafür dienen, wie stark sich das öffentliche Leben wie auch Vorstellungen von Eigentum oder Moral in den letzten Kriegsmonaten in Auflösung befanden. Aber nicht jeder Waffendiebstahl musste gleich den Hintergrund einer potentiellen politischen Widerstandstat haben.



 
Lexikon
Hitlerjugend (HJ)
Sturmabteilung (SA)
W.E.-Bewährungslager Ellern
Wehrertüchtigungslager