Am Beginn stand die Gründung des "Artam e.V." 1923 in München. Bald zählte die rechtsnationale Jugendorganisation 2000 Mitglieder, die sich "Artamanen" nannten. Sein Name wird auf die althochdeutschen Wörter "art" (Ackerbau) und "manen" (Männer) oder auch auf eine arische Gottheit Artam zurückgeführt.
Die Artamanen vertraten die Besinnung auf Blut und Boden, propagierten einen Arbeitsdienst in der Landwirtschaft. Zu den utopischen Ideen der Organisation gehörte die Schaffung eines neuen Bauerntums unter arischem Blutadel. Lebensraum wollte die Bewegung im Osten finden, die benachbarten slawischen Länder sollten dabei einer neuen Kolonisation unterworfen werden. Als Mittel dazu wurde brutale Gewalt bis zum Völkermord vertreten.
Innerhalb der vielen Gruppen der "Völkischen Bewegung" nehmen die Artamanen durch ihren stark ausgeprägten Rassismus eine Sonderrolle ein. Unter der Führung Wilhem Kotzdes und Bruno Tanzmanns, wurde die Gruppierung während der zwanziger Jahre der einflußreichste rasse-ideologische Jugendverband, der in vieler Hinsicht bei der Gestaltung von nationalsozialistischen Massenorganistionen als Modell diente.
Für die NSDAP fungierte die Organisation als Kaderschmiede, prominente Mitglieder waren etwa der spätere Reichsbauernführer Richard Walther Darré und Auschwitz-Kommandant Rudolf Höß. Der ehemalige bayrische Gauleiter der Artamanen, Heinrich Himmler, betrachtete die SS als legitime Erbin der Artamanen. Er übernahm nicht nur die Uniform, das "Artamanenschwarz", sondern auch die Weltanschauung, allerdings ergänzt um einen zynischen Opportunismus und ohne die ursprüngliche Technikfeindlichkeit. Für die Hitlerjugend diente der Verband als Keimzelle des 1934 eingeführten Landdienstes. Wie der linke Flügel der NSDAP oder viele völkisch-okkultistische Gruppen wurden sie bald nach der Machtergreifung zugunsten der machtpolitisch bedeutsameren Großindustrie ausgebootet. Der Bund ging nach 1933 in der NSDAP auf.
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