Lexikon 
Neuwerkbewegung

Die Neuwerkbewegung ist im Umfeld evangelischer Jugendorganisationen nach dem Ersten Weltkrieg entstanden. Im Vergleich zu anderen evangelischen Jugendorganisationen gewann sie dadurch Eigenständigkeit, dass Teile der christlichen Studentenbewegung wie auch Vertreter des christlichen Sozialismus aufgenommen wurden. Daraus ergab sich eine gewisse Distanz zur als einseitig reaktionär empfundenen Haltung der evangelischen Amtskirche.

Im Unterschied zum überwiegenden Teil aller Jugendgruppen lehnte die Neuwerkbewegung Mitte der 1920er Jahre eine Anpassung an bündische Formen ab, die unweigerlich mit Disziplinierung und Militarisierung verbunden waren. Desgleichen verweigerte sich die Führung 1924 der Schaffung einer Jungenschaft. Vielmehr blieb man beim Strukturprinzip der "Gemeinde".

Gleichzeitig setze die fortwährende Auseinandersetzung mit politischen Themen ein. In den letzten Jahren der Weimarer Republik stand dabei die Ablehnung des aufkommenden Nationalsozialismus immer öfter auf der Tagesordnung. Gleichwohl fand die Neuwerkbewegung kaum noch Anschluss in der Öffentlichkeit.

1933 wurde das seit zehn Jahren bestehende Volkshochschulheim Habertshof von der Hitlerjugend besetzt und dann geschlossen. Im selben Jahr kam es zum letzten Treffen der Gruppe. Die zeitweise vielbeachtete Zeitschrift "Neuwerk" erschien noch bis 1935.