Chronologie

 
Anfang 1990

Gunter Demnig entwickelt in Zusammenarbeit mit dem Kölner Rom e.V., einem Verein zur Verständigung von Rom (Roma und Sinti) und Nicht-Rom, das Projekt „Mai 1940 – 1000 Roma und Sinti“.

Kurt Holl, Gründungsmitglied des Rom e.V., erinnert sich:
„Gunter lernte ich Anfang 1990 im Friesenviertel in der Kneipe Grüneck kennen. Er arbeitete damals an einem Projekt, das zum Ziel hatte, den ersten Artikel der Menschenrechtserklärung der UNO in alle Sprachen der Welt in Bleiplatten zu gravieren, und zwar in der internationalen Lautschrift. Er bat mich, ihm die Übersetzung auf Romanes zu besorgen. Wir unterhielten uns über seine bisherigen Kunstaktionen, etwa über das Projekt Ariadne-Faden: Von der Documenta Kassel rollte Demnig (zu Fuß!) einen roten Kunstfaden über die Alpen bis zur Biennale in Venedig ab – auf einer Strecke, die der Luftlinie auf der Karte abenteuerlich genau entsprach. ich fragte ihn, ob er sich vorstellen könnte, zum 50. Jahrestag der Deportation der Roma und Sinti, der bevorstand, eine ähnliche Spuraktion zu konzipieren. Zwei Wochen später ließ sich Gunter aus dem Vereinsarchiv und von der Historikerin Karola Fings alle historischen Daten über dieses Ereignis geben. Dann präsentierte er folgenden Vorschlag: Vom Ausgangspunkt der Deportationsmaßnahme, dem Schwarz-Weiß-Platz im Kölner Westen, bis zum Lager in der Kölner Messe, jenseits des Rheins, werde eine Farbspur gelegt, die zugleich durch die damaligen Wohnviertel der Roma und Sinti führt, also dem Weg, den die LKWs nahmen, als sie die Familien abholten.“

6. Mai 1990 Mit einer Farbspur markiert Demnig anlässlich des 50. Jahrestages der Deportation am 6. Mai 1990 den Weg, über den die Opfer aus Köln von ihren Wohnorten aus zum Deportationsgleis abtransportiert wurden. Die „Spur“ ist zugleich der Beginn einer bis heute andauernden künstlerischen Beschäftigung Gunter Demnigs mit den Verbrechen des Nationalsozialismus.
1991 Das Stadtmuseum kauft einen Spurabdruck auf schwarzer Pappe, der seither in der Dauerausstellung zur Stadtgeschichte gezeigt wird.
16. Dez. 1992 Wiederum in Kooperation mit dem Rom e.V. erinnert Gunter Demnig in einer Kunstaktion an die Deportation der Sinti und Roma: Anlässlich des 50. Jahrestages des Befehls Heinrich Himmlers, die „Zigeuner“ aus dem Deutschen Reich in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau zu deportieren, legt Demnig den ersten Stolperstein vor dem Kölner Rathaus.
18. März 1993 Die 12 Kilometer lange „Spur“ verwittert. Einzelpersonen und der Kölner Rom e.V. stellen den Antrag, die Spur unter Denkmalschutz zu stellen. Der Rat der Stadt beschließt schließlich am 18. März 1993, sie an ausgewählten Stellen zu konservieren. Die Kosten sollen von privaten Sponsoren aufgebracht werden. Das NS-Dokumentationszentrum gibt ein Informationsblatt heraus, mit dem um Spenden für die Spur und eine Gedenktafel am ehemaligen Kölner „Zigeunerlager“ geworben wird.
8. Juni 1993 Die erste Messingplatte mit dem Schriftzug „Mai 1940 – 1000 Roma und Sinti“ wird vor dem Stadtmuseum verlegt, es folgen nach und nach weitere zwanzig Orte im Stadtgebiet.
29. Jan. 2001 An der Venloer Straße wird in Höhe der Bahnunterführung in der Nähe der Matthias-Brüggen-Straße zur Erinnerung an das Zwangslager auf dem Schwarz-Weiß-Platz eine Gedenktafel angebracht. Sie markiert den Ausgangspunkt des „Spur“-Projektes.