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Die Sammlung

Präkolumbische Kunst – darunter auch Objekte der Maya und Inka – war eine der frühen Leidenschaften des Aachener Sammlerehepaares Peter und Irene Ludwig, das die Kulturen Altamerikas selbstverständlich in die Vorstellung von „Weltkultur“ mit einbezog. Für das Rautenstrauch-Joest-Museum war diese Leidenschaft ein besonderes Glück, denn es erhielt Anfang der 1960er Jahre die im internationalen Kunsthandel erworbene Altamerika-Sammlung des Ehepaares Ludwig zunächst als Dauerleihgabe. 1983 ging diese als Schenkung an die Stadt Köln und wurde 2003 auf Wunsch der mittlerweile verstorbenen Irene Ludwig dauerhaft in die Museumssammlung integriert.

Aus der Vielfalt der erhalten gebliebenen materiellen Zeugnisse vorspanischer Kulturen Mesoamerikas sammelten die Ludwigs 200 überwiegend aus Stein, Ton und Gold gefertigte Objekte. Sie stammen zu einem Drittel aus Mesoamerika und zu zwei Dritteln aus Südamerika.

Neu eröffneter Amerika-Saal mit Ludwig-Objekten 1967. Foto: © Rautenstrauch-Joest-Museum, Archiv

Die Ausstellung

Der Ausstellungstitel betont zwei wesentliche Charakteristika der vorgestellten Exponate: einerseits wurden sie von Peter und Irene Ludwig als Kunstgegenstände gesammelt und andererseits dienten sie einst in ihren Herkunftskulturen überwiegend als Ritualobjekte beziehungsweise standen – zum Beispiel als Grabbeigaben – in einem religiösen Bedeutungszusammenhang.

Anhand von 16 Themen, die diese Funktion der Objekte für die Kommunika­tion zwischen den Menschen und dem Übernatürlichen, dem Göttlichen, in den Vordergrund stellen, spürt die Ausstellung der Geschichte und dem ‚göttlichen Herz der Dinge’ nach. Sie umfasst eine Zeitspanne von 1200 v. Chr. bis ca. 1550 n. Chr., zeigt aber auch welche Bedeutung präkolumbische Werke für viele Menschen in Lateinamerika sowie in Europa bis heute haben.

Bereits im Einführungsbereich begegnen die Besucherinnen und Besucher einem Highlight der Sammlung: der fast zwei Meter hohen Statue des aztekischen Windgottes Ehecatl. Die bewegte Sammlungsgeschichte und das damit verbundene Thema der Fälschungen altamerikanischer Kunst zeigt ein weiterer Raum. Der eigentliche Rundgang präsentiert die beiden Amerikas in Form von zwei ineinander liegenden ‚Ovalen’ und ermöglicht es, die mesoamerikanischen Objekte mit den südamerikanischen Werken in Beziehung zu setzen. Die Berührungspunkte verdeutlicht ein ‚Querthemen-Parcours’ ausgewählter kulturvergleichender Themen wie etwa der Bedeutung ‚starker’ Tiere wie dem Jaguar in Ritual und Religion, wertvoller Materialien wie Gold und Jade oder spezifischer Heilmethoden. Aspektthemen machen einzelne Objekte und Objektgruppen in unterschiedlichen Sichtweisen erlebbar.

Skulptur des Ehecatl. Fundort unbekannt, vermutlich Zentralmexiko, Mexiko; aztekisch Foto: Wolfgang F. Meier, © Rheinisches Bildarchiv / Rautenstrauch-Joest-Museum

Mesoamerika

Ein Drittel der Ludwig-Objekte stammen aus Mesoamerika – ein Kulturareal, das sich zwischen Nordmexiko und Costa Rica erstreckt. In diesem Gebiet entwickelten sich spätestens seit 1800 v. Chr. unterschiedliche Kulturen, deren gemeinsame Charakteristika vor allem der Anbau von Mais als Grundnahrungsmittel, das Ballspiel, die Wertschätzung von Jade und das schriftlich fixierte Kalenderwesen waren.

Die Objekte der Ludwig-Sammlung entstanden überwiegend in der klassischen Zeit Mesoamerikas (250 – 900 n. Chr.). Sie geben Einblick in den Einflussbereich der  Golfküstenkulturen seit den Olmeken und in die Kultur der Maya in Südmexiko und Guatemala. Zentralmexiko und die Regionen von Puebla und Oaxaca sind durch einige Objekte aus Teotihuacán, aztekischer und mixtekischer Provenienz vertreten.

Den mesoamerikanischen Kulturen ist das Innenrund der Ausstellung gewidmet, zum Beispiel dem in ganz Mesoamerika verbreiteten Ballspiel anhand schwerer steinerner Zeremonialobjekte und einer Filmsequenz heutiger Ballspieler. Die facettenreiche Kultur der Maya, deren Herrscher sich als Mittler zu den Göttern begriffen, bildet mit rund 20 Objekten die größte Objektgruppe.


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Skulptur (Wasserspeier) in Form eines Krokodilkopfes

Fundort unbekannt, angeblich San Lorenzo, Veracruz, Mexiko
Olmekisch, frühe Präklassik, 1200 – 900 v. Chr., Basalt; T 69 cm
Foto: Wolfgang F. Meier, © Rheinisches Bildarchiv / Rautenstrauch-Joest-Museum

Hacha (axtförmiges Ballspielutensil)

Fundort unbekannt, vermutlich Veracruz, Mexiko
Golfküstenkultur, späte Klassik, 600 – 950
Dolerit; H 16 cm
Foto: Wolfgang F. Meier, © Rheinisches Bildarchiv / Rautenstrauch-Joest-Museum

Ständer eines Räuchergefäßes

Fundort unbekannt, angeblich Umgebung von Palenque, Chiapas, Mexiko; Maya, späte Klassik, Ende 7. Jh., Ton, Farbreste; H 77 cm
Foto: Wolfgang F. Meier, © Rheinisches Bildarchiv / Rautenstrauch-Joest-Museum

Figur der Cihuateotl

Fundort unbekannt, angeblich Veracruz, Mexiko; Golfküstenkultur, späte Klassik, 700–900, Ton, polychrome Farbreste; H 91 cm
Foto: Wolfgang F. Meier, © Rheinisches Bildarchiv / Rautenstrauch-Joest-Museum

Fassadenskulptur in Schlangenkopfform

Fundort unbekannt, angeblich östlich des Templo Mayor-Bezirks, Mexiko-Stadt, Mexiko; aztekisch, ca. 1507, Andesit, Farbreste; T 105 cm
Foto: Wolfgang F. Meier, © Rheinisches Bildarchiv / Rautenstrauch-Joest-Museum

Südamerika

Aus dem Gebiet des heutigen Peru kommen etwa zwei Drittel der Ludwig-Objekte.
Dort bildeten im Hochland der Anden spätestens seit 3500 v. Chr. Ackerbau und Viehwirtschaft und an der Küste die intensive Nutzung der Meeresressourcen die wirtschaftliche Basis für den späteren Bau monumentaler Kultzentren.

In der sogenannten Frühen und Späten Zwischenperiode Alt-Perus kam es vorübergehend zur Herausbildung verschiedener begrenzter Regionalstile, deren archäologische Funde in der Sammlung Ludwig am stärksten vertreten sind: Nasca, Recuay, Vicús und Moche in der Frühen Zwischenperiode (200 v. Chr./100 n. Chr. – 650/800 n. Chr.) und Sicán, Chimú und Ica-Chincha in der Späten Zwischenperiode (1000 – 1476 n. Chr.).

Der äußere „südamerikanische“ Rundgang der Ausstellung entfaltet einige der schillerndsten Aspekte altperuanischer Kunst: naturgetreu ausgeführte rituelle Keramikgefäße mit erotischen Szenen und zahlreiche Goldobjekte – von winzigen filigranen Gesichtern bis hin zu über 30 cm langen hauchdünnen Goldfedern, die einst die Kronen hochrangiger Personen mit ‚göttlichem Glanz’ schmückten.


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Krone eines Fürsten oder hochrangigen Beamten

Fundort unbekannt, Peru; Späte Zwischenperiode, Chimú-Stil, 1000–1470
Gold-Silber-Kupfer-Legierung; H 18,4 cm
Foto: Marion Mennicken, © Rheinisches Bildarchiv / Rautenstrauch-Joest-Museum

Gefäß mit erotischer Szene

Vermutlich oberes Santa-Tal, Peru; Frühe Zwischenperiode, Recuay-Stil, 300–600
Kaolin; H 21 cm
Foto: Wolfgang F. Meier, © Rheinisches Bildarchiv / Rautenstrauch-Joest-Museum

       Nasenzierrat mit Feliden und unbekannten mythischen Wesen

Vicús, Peru; Frühe Zwischenperiode, Vicús-Stil, 200 v. Chr. – 400 n. Chr
Gold-Silber-Kupfer-Legierung; B 11,9 cm
Foto: Marion Mennicken, © Rheinisches Bildarchiv / Rautenstrauch-Joest-Museum

Becher mit Gottheit des Nachthimmels

Gebiet um Lambayeque, vermutlich Huaca El Corte, Batán Grande, Peru; Späte Zwischenperiode, Mittlerer Sicán-Stil, 900–1100, Gold,
H 21 cm
Foto: Marion Mennicken, © Rheinisches Bildarchiv / Rautenstrauch-Joest-Museum

Totentuch

Fundort unbekannt, vermutlich Zentralküste, Peru; Späte Zwischenperiode, Chancay-Stil, 1000–1440
Baumwolle, Kamelidenhaar
Leinwandbindung, broschierte Musterschüsse; H 126 cm
Foto: Wolfgang F. Meier, © Rheinisches Bildarchiv / Rautenstrauch-Joest-Museum

Führungen

Donnerstags 18 Uhr (Ausnahme: 18.10.12 / 22.11.12 / 20.12.12 / 24.01.13 / 14.02.13)
und Sonntags 15 Uhr

Themen-Kurzführungen
(30 Minuten) dienstags, 12.30 Uhr / Eintritt Sonderausstellung
09.10.12 „Beseelte Objekte aus Meso- und Südamerika“
06.11.12 „Altperuanische Erotika: Fruchtbarkeit, Heilung und Tod“
04.12.12 „Die Maya: Politik und Ritual an der Weltenachse“
08.01.13 „Altperuanisches Gold: Göttlicher Glanz und der Kreislauf des Lebens“
05.02.13 „Das mesoamerikanische Ballspiel um Leben und Tod“

Kuratorenführungen
Mit Anne Slenczka an folgenden Sonntagen, 15 Uhr:
18.11.12
16.12.12
13.01.13 (Führung auf Spanisch)
17.02.13

Anmeldung zu den Führungen unter:
Tel.: 0221 / 221-31356
E-Mail: service.museumsdienst@stadt-koeln.de
» Buchen Sie hier eine individuelle Führung

Veranstaltungen

18.10.12 – 19 Uhr
„Altperuanische Erotika: Kommunikation zwischen Menschen und Göttern“
Vortrag von Dr. Christiane Clados, Berlin / Forum VHS, 6 €, erm. 4 €

18.11.12 – 10 bis 18 Uhr
Thementag Südamerika / Eintritt Museum

22.11.12 – 19 Uhr
„…und schon wieder Weltuntergang: Der Mayakalender und die Prophezeiungen
für 2012“
Vortrag von Dr. Lars Frühsorge, Universität Hamburg / Forum VHS, 6 €, erm. 4 €

13.12.12 – 20 Uhr
Duo Julio Mendívil y Davíd Sandoval
Konzert / Forum VHS, 12 €, erm. 8 €

17.01.12 – 19 Uhr
„Wie die Seele in die Dinge kommt: Die Rolle von Objekten im Ritual der Maya“
Vortrag von Prof. Dr. Nikolai Grube, Universität Bonn / Forum VHS, 6 €, erm. 4 €

21.02.13 – 19 Uhr
Spielfilm: „Und dann der Regen“
Film / Forum VHS, 6 €, erm. 4 €

Rautenstrauch-Joest Museum – Kulturen der Welt

Cäcilienstrasse 29-33
50667 Köln
Tel.: 0221/ 221-31356
Fax: 0221/ 221-31333
E-Mail: rjm@stadt-koeln.de

Öffnungszeiten
Dienstag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr, Donnerstag 10 bis 20 Uhr,
jeden ersten Donnerstag im Monat bis 22 Uhr, montags geschlossen.

Eintritt
Einzelticket Sonderausstellung 6 Euro, ermäßigt 4 €
Kombiticket Dauer- und Sonderausstellung 10 €, ermäßigt 7 €

Verkehrsanbindung:
Mit den Bahnlinien: Haltestelle Neumarkt

Parkmöglichkeiten: Parkhaus im Gebäude, Zufahrt Cäcilienstraße

Impressum

Das göttliche Herz der Dinge: Altamerikanische Kunst aus der Sammlung Ludwig
Eine Ausstellung des Rautenstrauch-Joest Museums -  Kulturen der Welt

Kuratorin: Anne Slenczka
Projektleitung: Klaus Schneider
Texte: Anne Slenczka mit Jutta Engelhard, Burkhard Fenner, Clara Himmelheber, Brigitte Majlis auf Basis des Katalogs
Konservatorische Betreuung: Christian Andert, Robin Bastian, Birgit Depenbrock, Petra Czerwinske, Kristina Hopp, Stefanie Lüerßen
Presse und Öffentlichkeitsarbeit: Annabelle Springer
Bild Redaktion: Tabea Schiefer, Anne Slenczka
Ausstellungsarchitektur und -grafik: res d, Köln
Werbemittel: res d, Köln
Übersetzung ins Englische: Andrew Boreham
Fachtermini Englisch: Christiane Clados, Annette Kern
Lektorat Englisch: Sarah Fründt, Hanin M. Habig, Clara Himmelheber
Begleitheft Englisch: Hanin M. Habig, Lea Stöver
Praktikantinnen: Hanin M. Habig, Lea Stöver, Anna Marckus, Sophia-Maria Meier, Justine Tutmann
Beleuchtung: Gerhard Graef
Grafikproduktion: Oschatz Visuelle Medien GmbH & Co. KG, Wiesbaden
Maler: A. + M. Höveler GmbH, Brühl
Ausstellungsbau: Blank GmbH, Düsseldorf
Webseite/ Programmierung: Redaktionsbuero Dank, Köln
Ein besonderer Dank gilt den Autorinnen der Katalogtexte: Christiane Clados, Stefanie Teufel mit Beiträgen von: María Teresa Cervantes de Braginski, Andrea Ruf, Anne Slenczka

Das Rautenstrauch-Joest Museum dankt für weitere Unterstützung

Walter Alva, Museo Tumbas Reales de Sipán, Peru; Beier, Freund und Kühler, Köln; Bibliothek des Ibero-Amerikanischen Instituts, Berlin; Alexander Brust, Museum der Kulturen, Basel; Gertrud Borsch; Birgit Brand; Christian Breuer; Otto Danwerth; Christopher B. Donnan; Ehrenamtlerteam des RJM; Ralf Eidneier; Conny Eisfeld, Königsfurt-Urania Verlag; Monika Feinen; Miguel Ferraz und Friederike Rörhup; Foundation for the Advancement of Mesoamerican Studies; Rüdiger Fresemann; Lars Frühsorge; Gereon Goldbach; Nicole Golombek; Peggy Gough, University of Texas Press; Nikolai Grube; Antje Gunsenheimer; Beate Haasbach-Gupta, Queen Games; Christian Heck; Heike Hermann; Markus Hertzsch; Waltraud Herz; Marie-Luise Höfling; Lukas Hofmann; Ulla Holmquist, Museo Larco, Peru; Iris Kaebelmann; Barbara und Justin Kerr; Felix Knetsch, Fa. Sirius, Wesseling; Ralf Kotalla; Katharina Krebs; Zara M. Krpata; Sara Ladrón de Guevara; Thomas Lehmkuhl; Mimi Muray Levitt; Mariusz Lewicki; Manfred Littfin; Oliver Lueb; Kathleen McCampbell; Don & Donna McClelland; Wolfgang F. Meier; Elisa Mencos, Museo Popol Vuh, Guatemala; Julio Mendívil; Marion Mennicken; Peter Mesenhöller; Ursula Metz; Museo Nacional de Antropología, Arqueología, e Historia, Peru; Ulrike Nestler; Karoline Noack; Rolf Oeser; Boas Paz; John Powell, The Newberry Library, Chicago; Walter Queins; Redaktionsbüro Dank; Roberto Rochín; Georg Ropohl; Frauke Sandig und Eric Black; Gaby Sawer; Andreas Schön; Izumi Shimada; Eric Slack; Viktoria Sondermann; Michael Tellenbach; Team der WIS RJM; Carl Triesch; Elisabeth Wagner; Maryam Yadegari; Mario Zankl