
Wolf Vostell, Vietnam
Die eindrucksvolle Fotolithografie "Vietnam" von Wolf Vostell erinnert mich sofort an die grausamen Dokumentarfotos vom Vietnam und Korea Krieg in den 50er und 60er Jahren. Auf diesem Kunstwerk erkenne ich im Vordergrund die weltberühmte Fotografie von Eddie Adams (AP Fotograf), der hier Zeuge der Hinrichtung eines Vietcong Kämpfers durch den Polizei Chef von Saigon im Vietnam Krieg 1968 wird. Dieses Foto steht seitdem für die Anti Vietnam Kriegs Bewegung.
Links im Bild sehe ich eine sich fortbewegende männliche Person. Es sieht aus, als ob sie Wasserski fährt. Ich vermute, dass hier symbolisch der „Amerikanische Traum“ von „Freiheit“ dargestellt werden sollte. Ein gewisser Zynismus zeigt sich in der konfrontativen Gegenüberstellung: links im Bild, der vergnügliche Amerikaner, der seiner Sportart frönt, rechts im Bild Leid und Tragik der Menschen im Vietnamkrieg.
Eine bewusste Provokation, die Trauer und Wut erzeugt. So geht es mir auch noch heute, wenn ich das Bild betrachte. Die dunkel gehaltene, überwiegend schwarz-graue Darstellung verstärkt dieses Gefühl von Trauer und Aggression zusätzlich.
Viele dieser Kriegsfotos haben sich in das Gedächtnis unserer Generation eingebrannt. So etwa auch das Foto vom nackten Mädchen, das aus einer Napalm Wolke flieht.
Die Bilder von Vostell haben eine starke politische Aussage gegen den Krieg und dessen menschenverachtende Folgen, sicher auch gegen die Beteiligung der USA am Vietnamkrieg 1964. Insofern stellt dieses Bild auch ein Dokument der Zeitgeschichte dar. Mich erinnert es an die Demonstrationen gegen den Vietnamkrieg in Berlin, die Rudi Dutschke anführte und die zu einer großen Protestbewegung der Studenten wurde. Ich finde es wichtig, dass diese Thematik von Künstlern aufgegriffen wird und noch heute eine Mahnung an die nachfolgenden Generationen darstellen kann.“
Ulrich Dorow, Rentner aus Köln

Begegnung mit Vostell in Spanien
Als ich vor etwa 5 Jahren mit meinem Mann auf einer Urlaubsreise in der Extremadura in Spanien unterwegs war, entdeckten wir rein zufällig das Museum von Wolf Vostell. Mein Mann und ich sind keine Kunstkenner, aber haben trotzdem Freude an ungewöhnlichen Kunstgegenständen, Gemälden und besonderen Kunstorten. Dieser hier war ganz einsam gelegen an einem See und umgeben von einer Felsenlandschaft mit bizarren Granitblöcken.
Eine ehemalige Wollwäscherei, untergebracht in einem alten Fabrikgebäude aus dem 18. Jahrhundert, beherbergte nun Kunst von Wolf Vostell, die er hier 1974 einrichtete. Den Charakter der Fabrik hat er weitgehend erhalten, auf Videoinstallationen kann man auch die Arbeitsabläufe der Wollwäscherei und Schafsschererei noch heute verfolgen. Vostell hat sie aktiv in seine Kunst einbezogen. Ebenso hat er die Natur der Umgebung integriert, auf einer Stele vor der Türe des Museums hatten sich Störche niedergelassen, deren Nest Bestandteil der Kunst wurde. Auch gegenüber des Sees konnte man ein großes Kunstobjekt betrachten. Uns hat diese Symbiose von Kunst und Natur sehr gut gefallen, so habe ich diesen Ort in sehr positiver Erinnerung. Wenn ich also ein Werk von Wolf Vostell betrachte, gehen meine Gedanken unwillkürlich direkt an diesen wunderbaren Ort zurück.
Magdalena Schmidt, Lehrerin in Rente

Alan Cote, Ohne Titel, 1970
Beim Betrachten des Kunstwerkes entdecke ich zuerst die Bewegung von bunten Stäbchen, die wie losgelassen ins Bild fallen. Sie sind bunt, filigran und leicht, teilweise gerade oder abgeschrägt geschnitten. Sie haben etwas Spielerisches und Bewegliches an sich. Sie scheinen ein Ausschnitt einer größeren Ansammlung von Stäbchen zu sein. Ist dies vielleicht ein Mikado Spiel im Moment seines Auseinanderfallens?
Fröhliche Kindheitserinnerungen werden wach! Das Mikado Spiel ist ein Spiel, das neben dem Spaßfaktor eine stets hohe Konzentration und ein Fingerspitzengefühl erforderlich macht. Mir hat es immer viel Freude bereitet. Die zufällige Anordnung der losgelassenen Stäbchen könnte ein Symbol für das Leben, seine Lebendigkeit und seine Veränderungen, sein. Auf Veränderungen muss man sich einstellen und sie aufnehmen, nur dann kann man sie meistern. Das gilt im Mikado Spiel wie im richtigen Leben. Diese Beweglichkeit und Spontanität hat das Bild für meine Begriffe gut eingefangen. Das Bild wirkt auf mich positiv und anregend.
Gisela Lautenschläger, Rentnerin
Kontakt: ulrike.mertens-steck@stadt-koeln.de www.buergerhaus-stollwerck.de
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