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Sturmschar St. Ursula

Ferienlager der katholischen Jugend der Gemeinde St. Agnes in Biesdorf im August 1934

Der katholische Jungmännerverein der Pfarre St. Ursula hatte sein Vereinsheim in der Ursulagartenstraße. 1937 war der Bäcker Wienand Sch. Jungscharführer, Kaplan Kr. Sprecher und Führer des Jungmännerverbandes. Der Jungmännerverein war sehr aktiv. Beispielsweise organisierte Sch. anlässlich des 25-jährigen Priesterjubiliäums von Generalpräses Wolker eine Postkartengrußaktion. In dem Vereinshaus wurden regelmäßig religiöse Vorträge von Führern des Jungmännerverbandes abgehalten, die von ca. 30 Vereinsmitgliedern besucht wurden. Im Sommer trafen sich die Jungs der Jungschar regelmäßig Freitags zum Schwimmen im Deutzer Bad. Am Wochenende wanderten die Mitglieder in kleineren Gruppen im Kölner Umland. Zwei bis drei mal pro Jahr unternahm man auch eine gemeinsame Wallfahrt, so etwa nach Altenberg am 9. Mai 1937.

Nach einer Denunziation eines HJ-Jungen hatten die katholischen Jugendlichen bei den Wanderungen verbotener Weise entweder mausgraue oder blaue Samthosen, ein blau-weiß-kariertes Hemd und darüber eine Windjacke oder einen feldgrauen Mantel an. Darüber sollen sie außerdem ein breites schwarzes Koppel getragen haben, das denen der Amtswalter der NSDAP ähnele. Dagegen bezeugen verschiedene Jung- und Sturmschärler bei polizeilichen Vernehmungen übereinstimmend, dass sie diese Kluft nicht getragen hätten. Vielmehr seien allgemein kurze Hosen und gestreifte Sporthemden getragen worden, außerdem verschiedene Jacken. Die Jugendkapläne betonen gegenüber der Gestapo, dass es sich sowohl bei den Schwimmveranstaltungen als auch bei den Wallfahrten um zwanglose und offene Veranstaltungen gehandelt habe.

Das Verhältnis des katholischen Jungmännervereins zur HJ, die ihr Gefolgschaftsheim in der Ritterstraße hatte, war offensichtlich schon länger deutlich angespannt. Hierauf verweisen etwa die Beleidigungen der katholischen Jugendlichen durch die HJ-Jungen als "PX-Krade". Dieses konfliktgeladene Verhältnis mündete im Juni 1937 in eine Ohrfeige eines HJ-Jungen durch den Jungscharführer Sch.. Die Ohrfeige löste wiederum eine polizeiliche Ermittlungs- und Verfolgungswelle durch Polizei und Gestapo aus, die sich gegen Jugendliche und Kapläne richtete. Im Visier blieb letztlich Kaplan F., gegen den verschiedene Strafverfahren eingeleitet wurden.



 

5. Mai 1935: Sturmschar St. Ursula: Anzeige durch den Bürgermeister wegen verbotenen Marschierens und Widerstand gegen die Staatsgewalt
September 1935: Kölner Polizeipräsident beschlagnahmt Liederbuch der Jungschar St. Ursula
9. Mai 1937: Katholischer Jungmännerverein der Pfarre St. Ursula: Wallfahrt nach Altenberg

Personen
Hans H.
Fritz H.
Heinrich H.
Wienand S.

Topografie
Treffpunkt: Köln, Ursulagartenstraße

Lexikon
Kluft
Katholischer Jungmännerverband (KJMV)
Gestapo
Sturmschar/Jungschar
Denunziation
Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP)