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„Edelweißpiraten“ aus Köln, Düsseldorf und Solingen im Jahr 1941
Treffen Von „Edelweißpiraten“ aus Wermelskirchen und Köln-Sülz Anfang der 1940er Jahre (3.v.r.: Gertrud „Mucki“ Kühlem)
Von Wuppertaler Edelweißpiraten angefertigtes und verteiltes Flugblatt
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Vor rund drei Monaten, so die Kölnerin Käthe Th. in ihrer Vernehmung durch die Gestapo am 8. Dezember 1942, habe sie mit Friedrich E. aus Wermelskirchen, den sie vier Wochen zuvor auf einem anderen Ausflug kennen gelernt habe, eine Fahrt nach Marienheide unternommen und bei der Übernachtung in der Gaststätte Beste fünf Jungen und zwei Mädchen aus Düsseldorf getroffen. Lotti Kr. ("Pepita") habe sie schon vorher gekannt und ihr in einem Brief die Fahrt nach Marienheide angekündigt. Die übrigen Düsseldorfer, die "Pepita" dann mitgebracht habe ("Hadschi", "José", "Fix", "Jim", "Erwin", "Klärchen"), seien ihr bis dahin allerdings unbekannt gewesen.
Aus diesem (angeblich) ersten Treffen entwickelt sich in der Folgezeit ein regerer Kontakt. Käthe Th. jedenfalls fährt schon einige Tage später nach Düsseldorf, trifft Pepita am Bahnhof und geht mit ihr "in eine am Rhein gelegene Parkanlage, wo ich die Düsseldorfer, die ich auf der Fahrt nach Marienheide kennen lernte, antraf". Außerdem gesellen sich noch "Itz" und "Fatz" zur Gruppe. Hier habe man Lieder gesungen, beispielsweise "Rot rauschen die Wimpel aus dem Skängelan Fjord", "Der Neger Jim" und "Ich bin ein lustiger jungen Fant". Bevor die Gruppe auseinander geht, verabredet man noch eine neuerliche gemeinsame Fahrt nach Altenberg/Eifgental für den kommenden Sonntag.
Zum verabredeten Zeitpunkt trifft Käthe Th., nun begleitet von ihrer Arbeitskollegin Billa Sch., in Opladen auf "Pepita", "José" (Käthes neuen Freund), "Hadschi", "Hatte" und "Fix". "Wir suchten sogleich, es war Samstagabend, die Holzfällerhütte hinter Altenberg auf. Hier haben wir abgekocht. Später legten wir uns zum Schlafen nieder, und zwar wir 3 Mädchen in einem Raum und die Jungen in einem anderen Raume. Irgendwelche Intimitäten kamen nicht vor. Anderen Tags wanderten wir durch die Gegend von Altenberg."
Nach diesen ersten Unternehmungen wird der Kontakt nach Düsseldorf aufrecht erhalten, wobei auf Kölner Seite neue Beteiligte hinzu stoßen. So sei Wolgang R., den sie auf "der Silvesterfeier in Bechen" kennengelernt habe, zweimal mit nach Düsseldorf gefahren. R. wiederum habe den Düsseldorfer "Hatte" schon vorher gekannt. In Düsseldorf habe man sich zumeist in der Wirtschaft Schuh/Stapelhaus getroffen und dort "Fahrtenlieder" gesungen, wobei Th. in einem - nur schwer einzuordnenden - Zusatz betonte, es habe sich dabei fast ausschließlich um "Swing Lieder" gehandelt.
Am 14. November 1942 haben sich von Kölner Seite sieben Jugendliche auf den Weg gemacht, neben Th. noch "Mucki", "Martha", "Mäuschen", "Billa", Wolfgang R. und "Steff". Sie seien damit einer auf einer vorherigen gemeinsamen Fahrt ausgesprochenen Einladung der Düsseldorfer gefolgt, um in "Pepitas" Wohnung an der "Abschiedsfeier" für "Luko" teilzunehmen. "Wir hatten ein Fass Bier von 50 ltr. Inhalt. Wir hatten getrunken, gesungen und erzählt." Gegen 22 Uhr erscheinen allerdings vier Polizeibeamte, die die Jugendlichen durchsuchen, sie aber nach Feststellung ihrer Personalien lediglich darauf hinweisen, "dass wir nach dem Leertrinken des Fasses nach Hause fahren müssten". Da es allerdings schon sehr spät gewesen sei, habe man mit der Rückfahrt bis zum Sonntagmorgen gewartet.
Wiederum eine Woche später treffen sich Mitglieder der Köln-Düsseldorfer Gruppe ("Hadschie", "José" und "Hatte" aus Düsseldorf, "Mucki", "Billa", "Martha", Käthe Th., "Steff" und "Wolf" aus Köln) am 21. November 1942 in Rösrath, um sich nach einem Aufenthalt in einer Gaststätte eine Scheune für die Nacht zu suchen. Hier seien sie auf "4 oder 5 Jungen", u.a. Klaus Br., gestoßen, von denen einer gefragt habe, "ob ich schon am Leipziger Platz gewesen sei, was ich verneinte". Nach einer wiederum geschlechtlich strikt getrennt verbrachten Nacht in der Scheune und einer Wanderung in der Umgebung von Rösrath und Wahlscheid sei man am Sonntagabend nach Köln zurückgekehrt.
Bei keiner dieser Gelegenheiten, so Käthe Th. mit (gespieltem?) Nachdruck, habe sich die Gruppe als "Edelweißpiraten" bezeichnet, noch sei sie von anderen so genannt worden. Ebenso habe sie "von einem kleinen Zettel mit der Unterschrift 'Edelweiss Piraten'" während der Fahrten "nichts gesehen". Allerdings räumte sie ein, dass im Rahmen der Abschiedsfeier für "Luko" der Wuppertaler "Piko" erzählt habe, dass dort "Zettel staatsfeindlichen Inhalts geklebt worden seien".
Auch der Jugendliche Klaus Br. berichtet über seine Begegnung mit der Düsseldorfer Gruppe, die etwa 10 Personen umfasst habe. Das Treffen sei rein zufällig gewesen und man sei nicht zusammen geblieben.
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