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Lieder

Neben einheitlicher Kluft und weiteren Erkennungszeichen entwickelten die "subkulturellen Jugendlichen", d.h. die informellen Gruppen von Navajos, Kittelbach- oder Edelweißpiraten, ein spezifisches Liederepertoire.

Hierbei handelte es sich in erster Linie um Fahrten- und Wanderlieder, in deren Basistexte, so die Analyse bei Alfons Kenkmann, Stilmomente und Textpassagen aus Straßen-, Kino-, Karnevals- und Zotenliedern, aus aktuellen Schlagern, aber auch aus Marschliedern eingewoben wurden. Oftmals wurden die Texte auch "durch Einfügen lokaler Bezüge und kollektiver Gruppenerfahrungen" angereichert und somit aktualisiert, womit die Lieder nicht zuletzt häufig zu einer Provokation für das NS-Regime und hier insbesondere der Hitlerjugend wurden.

Wichtiges Zeichen des Selbstverständnisses waren in den Jugendgruppen die Instrumente. Neben der alles beherrschenden Gitarre waren das auch Mundharmonika, Banjo, Ziehharmonika und Bandoleon; selbst Trompeten wurden bei Wanderungen mitgeführt.

Das Hauptgewicht des Liedguts lag eindeutig im Bereich der Fahrten- und Wanderlieder, wobei gerne Anleihen in der russischen Volksmusik gemacht wurden. Diese eindeutige, sich in den Vernehmungsprotokollen widerspegelnde Gewichtung war zu einem Teil sicherlich auch auf das Verbot der Bündischen Jugend zurückzuführen, das im Februar 1936 verfügt wurde, denn nun fragten die vernehmenden Gestapobeamten gezielt nach den gebräuchlichen Liedern oder, so der nun synonym benutzte Begriff, nach "bündischem Liedgut".

Viele der von den Kölner Navajos gesungenen Lieder zählten nach der Beobachtung Kenkmanns auch zum Repertoire der von den Nationalsozialisten aufgelösten Bünde der Ringpfadfinder, der d.j.1.11 und des Nerother Wandervogels. So sagten einige der Jungendlichen aus, ihre Lieder seien in den Gruppen als "Nerother-Lieder" bezeichnet worden. Auch der Begriff "Russenlieder" war gebräuchlich.

Auch die späteren, von Kenkmann so bezeichneten "Hymnen" der Edelweißpiraten, die Fahrtenlieder "Jenseits des Tales" und "Hohe Tannen" zählten bereits iMitte der 1930er Jahre zum Liedgut der Kölner Navajos, wurden aber auch von Duisburger Kittelbachpiraten gesungen.



 

22. Oktober 1935: Neue Lieder der HJ werden vom Kulturamt bekannt gegeben
13. Januar 1936: Kulturkundgebung der HJ: Propagandistische Vorstellung neuer Lieder
31. Januar 1936: Jugendliche feiern die Don-Kosaken in Köln
12. Juli 1936: Leserbrief gegen katholisches "Kampflied" im WB
12. September 1936: Öffentliches Singen der HJ
10. April 1937: "Woche der Pimpfe und Jungmädel": Öffentliche Singstunden im Rechtsrheinischen
12. April 1937: Ermittlungsverfahren wegen Fortführung der bündischen Jugend
23. Juni 1937: Singwettbewerb in Monschau: BDM-Lieder sollen "Eigentum eines jeden Mädel" werden
29. August 1937: Kölner Nerother auf Fahrt verhaftet
5. September 1937: Großes Navajo-Treffen auf Kirmes in Rösrath
12. Oktober 1937: Störungen beim "Verkehrserziehungsdienst"
21. Oktober 1937: Großrazzia gegen "Navajos"
26. Oktober 1937: Weitere Verhaftungen und Durchsuchungen Kölner Navajos
6. Dezember 1937: Oberstaatsanwalt erhebt Anklage gegen Kölner Navajos
12. Dezember 1947: Razzia auf der Margarethenhöhe
16. Dezember 1937: Urteile im Sondergerichtsverfahren gegen Kölner "Navajos"
20. Dezember 1937: Durchsuchung - Verhaftung - Prozess: Das Ende eines "Singkreises"
3. Januar 1938: Bündische Jugend besucht Donkosakenchor
12. Oktober 1938: Richtfest des HJ-Heims in Köln-Klettenberg
5. März 1939: HJ wirbt für ihre Spielscharen
14. November 1942: Geburtstagsfeier unter Edelweißpiraten
14. Juli 1944: Gestapo berichtet über Ermittlungsstand gegen die Brauweiler Edelweißpiraten

Gruppen
Navajos (Georgsplatz)
Navajos (Heumarkt)