Nach dem Besuch der Volksschule arbeitete Maria M. zunächst im elterlichen Haushalt, bis sie Anfang 1936 eine Lehre als Kontoristin bei der Firma Oster, Joisten & Co. begann. Hier war sie auch zum Zeitpunkt der Festnahme mit einem Monatslohn von 26,- RM beschäftigt.
Einer Organisation der Jugendbewegung gehörte Maria M. nie an.
Im Jahr 1933 trat M. dem BDM (Ortsgruppe Barbarossa) bei und nahm nach eigenen Angaben bis etwa Oktober 1937 auch regelmäßig an Heimabenden und anderen Veranstaltungen teil, um danach offenbar fernzubleiben. Es seien, so führte sie als Begründung an, "immer solche Unregelmäßigkeiten in der Festsetzung der Heimabende und Zusammenkünfte, dass ich zeitweilig schon einmal die Lust verloren hatte".
Schon immer, so M. in ihrer Vernehmung, habe sie "Lust an Wanderfahrten" gehabt und sei daher "in den letzten Jahren mit Freundinnen häufig über Land gefahren". Dabei habe sie Ostern 1936 an der Ahr eine Gruppe aus Köln kennen gelernt, darunter auch Heinz N.. Das Zusammentreffen mit dessen Gruppe habe sich später bei Fahrten ins Bergischen Land wiederholt - wahrscheinlich nach vorheriger Absprache, worüber Maria M. vor der Gestapo aus naheliegenden Gründen jedoch nichts berichtete. "Es wurden Gespräche geführt, und hierbei mag erwähnt worden sein, dass im Rösrather Ratskeller und in der Margarethenhöhe schon einmal etwas los sei." Daher habe sie mit Freundinnen in der folgenden Zeit diese Lokale häufiger aufgesucht.
Maria M. räumte in ihrer Vernehmung ein, dass ihr der Ausdruck "Navajos" bekannt und bereits im Jahr 1936 angewandt worden sei. "Es trifft auch zu, dass der Deutsche Gruss nicht üblich war. Gegrüsst wurde mit 'Ahoi'. Auch wurde damals bereits der Fingergruss geübt. Dass eine HJ-feindliche Stimmung bestand, trifft ebenfalls zu." Wenn sie, so die Begründung von Maria M., 1936 trotz BdM-Mitgliedschaft in den so eingestellten Kreisen verkehrt habe, "so zum Teil darum, weil der BdM unter erheblichen organisatorischen Mängeln" gelitten habe. "Fahrten wurden vom BdM wegen des dauernden Wechsels der Führerinnen nicht unternommen."
Maria M. wurde vorgeworfen, ein Besitz des von Hermann M. illegal gedruckten Liederbuchs in Besitz gehabt und verliehen zu haben. Sie habe das Heft, so sagte sie vor der Gestapo aus, durch Vermittlung von Sch.´s Bruder Anton bekommen, mit dem sie im gleichen Betrieb arbeite. Sie habe Text und Melodie des Liedes "In der Latria Mianca" gesucht, und Anton Sch. habe ihr gesagt, dass gerade ein Heft in Vorbereitung sei, in das auch dieses Lied Aufnahme gefunden habe. Dieses Heft habe sie nach dessen Fertigstellung tatsächlich erhalten. Allerdings sei sie, so Maria M. weiter, nie näher mit dem "Singkreis" in Berührung gekommen, sondern lediglich einige von dessen Mitgliedern im Jahr 1936 im "Haus Steeg" in der Nähe von Rösrath gesehen.
Gleichzeitig gestand Maria M. ein, nach Erhalt des Liederheftes bemerkt zu haben, "dass es mit dem Buch nicht stimmen müsse, und Liedgut verbotener Organisationen darin standen". Als sie hörte, dass die Gestapo wegen des Heftes Ermittlungen anstellte, schrieb sie es noch am Tage ihrer Vorladung handschriftlich um das Lied "Wir sind die Hitlerjugend", um so jeden Verdacht staatsfeindlicher Betätigung auszuräumen. Sie habe dies getan, weil ihr inzwischen bekannt geworden sei, dass es sich zumindest bei einem Teil der im Buch abgedruckten Lieder um bündisches Liedgut handele.
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