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Über Nacht: Alarmierende Wandbeschriftungen in Köln












In der Nacht zum 13. September 1942 werden an zahlreichen Stellen in der Kölner Innenstadt mit weißer Farbe Beschriftungen an Mauern und Wänden angebracht. Die Urheber dieser Aktion bleiben zunächst unbekannt, allerdings deuten die Schriftzüge ("PX", "PX Heil", "PX Navajo" und "Bündische Jugend") auf einen katholisch-jugendbewegten Hintergrund hin.

Als besonders provozierend dürften es die Verfolgungsinstanzen empfunden haben, dass u.a. das Gestapodienstgebäude EL-DE-Haus, das Gerichtsgebäude am Appellhofplatz und der Sitz der Kriminalpolizei in der Enggasse mit solchen Parolen versehen werden.

In der Anklageschrift der Oberstaatsanwaltschaft vom 23. Juni 1943 werden all jene Orte aufgezählt, an denen sich die "Beschmierungen" gefunden haben: Adolf Hitler Platz - Eigelstein - Thürmchenswall - Enggasse (Gebäude der Kriminalpolizei) - Eintrachtstraße (Erzbischöfliches Palais) - Appellhofplatz (Justizgebäude) - Elisenstraße (Staatspolizei) - Bahnhofsvorplatz ("Kölner Hof") Burgmauer - Glockengasse (Gloriakino) - Rheinufer (Wehrbezirkskommando).

Laut Auskunft von Heinz Cr. habe sich Willi Th. damit gebrüstet, gemeinsam mit "dem linken Tiröler" (Fritz D.) an öffentlichen Gebäuden, Denkmäler und Straßen der Stadt Köln "PX" und andere Sprüche mit Farbe angebracht zu haben. Am Kölner Hauptbahnhof habe sogar ein Polizeibeamter in unmittelbarer Nähe gestanden, ohne dass dieser etwas von den Schmierereien bemerkt habe. Th. habe sich dann weiter damit hervorgetan, dass am anderen Tag in den frühen Morgenstunden Polizeibeamte seine Schmierereien hätten entfernen müssen. Nach Cr. habe Th. dies aber "erst einige Tage nach dem 21.11.1942" geäußert.

Th. selbst gibt zu Protokoll, dass die Anbringung der Wandschriften eine Reaktion auf eine "Leistungswoche der Hitlerjugend" dargestellt habe. D. und er seinen sich darin einig gewesen, dass man darauf reagieren müsse. Sie haben sich am besagten Abend im Keller der Eltern D.s getroffen und dort weiße Ölfarbe angerührt. Das Material dazu - Leinöl und weißer Farbstoff - habe der Vater vorrätig gehabt. Th. behauptet zunächst, nur PX-Inschriften angebracht zu haben, belastet aber D., dass dieser auch andere Inschriften geschrieben habe könne. Außerdem habe ein Mann namens "Jack", der am Volksgarten verkehrte, zufällig in der gleichen Nacht andere "Schmierereien" angebracht, u.a. folgende Parole: "Unser Führer hat es verkehrt gemacht, nach dem Kriege wird aus der HJ eine Bündische Jugend gemacht." Auch im Café Zell am Ubierring würden Personen verkehren, die ähnliche Beschriftungen an Häusern in Köln angebracht hätten. Von der Gestapo befragt, warum er ausgerechnet PX Zeichen gemalt habe, erklärte Th., dass ihm bekannt sei, "dass alle ehemaligen und aufgelösten Jugendverbände, auch konfessionelle, wie PX uam. unter dem Sammelbegriff "Bündische Jugend" fielen: Andererseits erschien mir die Anbringung solcher Zeichen - PX - wegen der Kürze praktisch. Es sollte sich um eine Demonstration der bündischen Jugend handeln, die aus der Verärgerung gegen die HJ entstand."

D. gibt in seiner Vernehmung vom 17. Dezember 1942 zwar zu, mit Th. die Inschriften angebracht zu haben, weicht aber in wichtigen Punkten von Th.s Aussage ab. Er sei um 23.00 Uhr nach Hause gegangen, während Th. noch eine "Gruppe aus der Elsasstraße" getroffen haben soll, mit der er weitere Zeichnungen angebracht habe.



 
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