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Anton H.

Bis zum 14. Lebensjahr besuchte Anton H. die katholische Volksschule in der Geisselstraße in Ehrenfeld. Nach der Schulentlassung besuchte er von März bis September 1934 die "Fliegervorschule" in Quiddelbach [?]. Danach trat er als Lehrling in die Bauschlosserei Adam Danz ein, wo er auch zum Zeitpunkt seiner Festnahme noch beschäftigt war. Er verdiente wöchentlich 4,80 RM netto.

Der Vater Matthias H. war als Schreiner in einer Möbelschreinerei tätig, allerdings von 1930 bis 1936 arbeitslos. Er starb am 23. Oktober 1936. Er habe, so Anton H. vor der Gestapo, seines Wissens vor 1933 keiner Partei oder anderen politischen Organisation angehört.

Einer kirchlichen oder bündischen Organisation gehörte Anton H., so seine Aussage vor der Gestapo, weder vor noch nach 1933 an. Das entsprach jedoch nicht den Tatsachen, denn von 1929 bis 1933 war H. - laut eigener Aussage am 26. Januar 2004 - Mitglied der St. Georgspfadfinder.

Im Mai 1933 trat Anton H. ins Jungvolk ein und gehörte hier der Formation "Fliegermodellbau" im Jungbann 1/53 an. Kurz nach Beginn der Lehre sei er im Oktober 1934 jedoch aus der HJ ausgeschieden, weil er durch die lange Arbeitszeit nicht mehr dazu gekommen sei, den HJ-Dienst zu versehen.

Wenn ihm vorgehalten werde, so seine Kernaussage im Gestapoverhör, dass er seit Anfang 1937 Fahrten mit den "sogenannten Navajos" gemacht haben solle, so entspreche das den Tatsachen. Die Fahrten seien zum Teil nach Rösrath, Königsforst oder Lohmar gegangen. Zu Pfingsten 1937 sei die Gruppe zum Laacher See gefahren. In Rösrath und an den anderen Orten der näheren Umgebung sei man dann mit weiteren "Navajos" zusammengetroffen. Bei diesen Gelegenheiten seien auch die Lieder "Wir kamen von Madagaskar" [!] oder "Ich zog einst nach Amerika" "und sonstige Lieder, die auch zum Teil von der HJ gesungen wurden", vorgetragen worden. "Bei den Unterhaltungen kam das Gespräch auf die HJ-Führer, wobei besonders die Unkameradschaftlichkeit der HJ-Führer erörtert wurde. Es wurden Fälle aufgezählt, wo die ehemaligen HJ-Angehörigen (die jetzigen Navajos) durch ihre damaligen Führer zu Unrecht behandelt wurden. Aus diesem Grunde sind in den meisten Fällen die jetzigen Navajos aus der HJ ausgeschieden."

Bei den Fahrten, so Anton H. weiter, seien Weg und Ziel stets von allen gemeinsam bestimmt worden. "Führer innerhalb der Navajos habe ich bis heute nicht kennengelernt." Wenn es innerhalb der sich im Königsforst, in Rösrath oder andernorts treffenden Gruppen zu Streitigkeiten gekommen sei, wären die Beteiligten allerdings gewarnt worden: "Nimm Dich in Acht, sonst bekommst Du es mit dem 'Bär' zu tun." Als "Bär" sei "der Stärkste der versammelten Navajos bezeichnet" worden, vor dem alle anderen Respekt gehabt hätten und dessen "Anordnungen" akzeptiert worden seien.

Nachdem er im April oder Mai 1937 bereits einmal zur Gestapo bestellt und ihm "aufgetragen" worden sei, "das Freundschaftsverhältnis mit dem Otto Gr. zu lösen und mich von diesen sogenannten Navajos fernzuhalten", habe er an keiner Fahrt mehr teilgenommen.

Anton H. wurde im Rahmen der Razzia am 21. Oktober 1937 auf der Venloer Straße verhaftet. Er sei lediglich dort lang gegangen, als er den Überfallwagen der Polizei bemerkt habe. Als er daraufhin habe sehen wollen, "was da los war", sei er nach Vorzeigen seines Schülerausweises von den Beamten aufgefordert worden, mitzukommen. Er wurde nach der Vernehmung am 22. Oktober 1937 ins Polizeigefängnis Klingelpütz überstellt. Bei seiner Vorführung am Amtsgericht am 25. Oktober 1937 wiederholte Anton H. seine Aussage und bestritt nochmals alle Beschuldigungen.

Am 26. Oktober 1937 legte er eine erste Haftbeschwerde ein, in der er nochmals darauf hinwies, seit seiner ersten Vorladung vor die Gestapo im Frühjahr 1937 nie mehr mit Navajos zusammen gekommen zu sein. Die Beschwerde wurde am 29. Oktober abgelehnt, woraufhin Anton H. sie am 2. November - ausführlicher aber mit gleichem Tenor - erneuerte. Demnach war er mit einem Schulfreund und dessen Bekannten seit Anfang 1937 mehrfach auf Fahrt gewesen, hatte diese Kontakte aus den genannten Gründen dann aber eingestellt. "Daß ich jetzt im Gefängnis sitze, ist für mich und die Meinigen eine Schmach. Sie kennen meine Mutter nicht, um zu wissen, wie sie darunter leidet. Jeden Tag, den ich noch länger im Gefängnis bin, steigt mir mehr und mehr zu Gemüte. Ich bitte Sie, entlassen Sie mich. Ich werde Sie nicht enttäuschen."

Anton H. wurde am 4. November 1937 mit drei weiteren Beschuldigten aus der Untersuchungshaft entlassen.



 
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