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Günter S.

S., der nach der NS-Ideologie als "Halbjude" galt und protestantisch getauft war, besuchte vom fünften bis zum siebten Lebensjahr die israelitische Schule, danach die allgemeine Volksschule. Nach der Schulentlassung machte er eine Ausbildung in einer Sülzer Maschinenfabrik als Dreherlehrling, die er im September 1944 abschloss. S. wurde am 9.9.1944 zum Westwall einberufen, desertierte am 20.9.1944 und ging wieder nach Hause.

S. lebte gemeinsam mit seinen beiden Tanten und seinem älteren Bruder Wolfgang bei seinem Großvater in der Schönsteinstr. 7. Günthers Tante Auguste Sp. war überzeugte Kommunistin, die mehrere Jahre im KZ inhaftiert war und auch danach noch politische Kontakte pflegte. Auguste Sp. freundete sich mit Cilli S. an und fand über sie 1944 Kontakte zu Steinbrück, die jedoch im Herbst 1944 wegen Steinbrücks unbedachten und politisch gefährlichen Verhaltens abkühlten.

Ab war Günter S. im 1937 Jungvolk, von 1942-1944 in der HJ, nach Angaben vor der Gestapo war er den Dienstbefehlen wegen "Lustlosigkeit" nur vereinzelt nachgekommen

Bei ihren Ermittlungen gegen die Steinbrück-Gruppe geriet Günther S. in das Visier der Gestapo. Er wurde am 10.10.1944 festgenommen. In den Augen der Gestapo war S. eine zentrale Figur der Steinbrück-Gruppe, nachdem eine Person aus dem kriminellen Umfeld Steinbrücks ihn schwer belastet hatte.

Anders als sein vorsichtigerer Bruder Wolfgang ließ sich Günther von den Warnungen aus der Familie und dem kommunistischen Umfeld von Steinbrück nicht beeindrucken. Er verkehrte mit seinem Schulfreund Johann M., ebenfalls in der Schönsteinstr. wohnend, regelmäßig bei Steinbrück.

Nach seiner Desertion vom Westwall intensivierten sich diese Kontakte noch. S. gehörte zu den engsten Vertrauten Steinbrücks. Er gab vor der Gestapo zu, bei dem versuchten Sprengmitteldiebstahl im Fort X beteiligt gewesen zu sein. Als Steinbrück nach der Schießerei am 10. Oktober schwer verletzt war, bat er den Jugendlichen, ihm einen Arzt zu besorgen.

Nachdem auch Steinbrück in einem Verhör am 13. Oktober vor der Gestapo aussagte, dass S. von Beginn an in die Aktivitäten der Gruppe eng verstrickt war, sollte die ganze Familie verhaftet werden. Gestapokommissar H. vermerkte am 23. Oktober 1944: "Die Vorbezeichneten [S.´s Großvater und Tante] stehen im dringenden Verdacht der Mittäterschaft. Darüber hinaus werden sie beschuldigt, ein Waffenlager zu unterhalten und das Treiben des in ihrem Haushalt wohnhaften Verwandten Günther S. (Halbjude), der sich aktiv innerhalb der Terrorbande betätigt hat, unterstützt zu haben. Der weiterhin im Haushalt aufhaltsam gewesene Wolfgang S., dessen Aufenthalt noch nicht bekannt ist, muss noch festgenommen werden."

Nach seiner Verhaftung wurde S. zunächst im El-De-Haus verhört und dann in das Gestapogefängnis nach Brauweiler verbracht, mehrfach verhört und schwer misshandelt. S. wurde am 10.11.1944 öffentlich erhängt.



 
Gruppen
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Westwall
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