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Edelweißpiraten (Mülheim)

Mülheimer Edelweißpiraten 1943 am Drachenfels

Das Rheinufer in Köln-Mülheim ist ein beliebter Treffpunkt rechtsrheinischer „Edelweisspiraten“. Bei den dortigen Zusammenkünften wird musiziert und gesungen, neben Film- und Hawaischlagern auch Navajo- und Edelweißpiratenlieder. Die Jugendlichen tragen Edelweißabzeichen, einzelne auch bündische Kleidung. In den Sommermonaten nach den alliierten Grossangriffen auf Köln unternehmen mehrere dieser Jugendlichen Schiffstouren, meist nach Königswinter. Von dort wandern sie gemeinsam bis zum Nachtigallental, wo sie auf ihren Gitarren spielen, singen, bisweilen aber auch Obstbäume "plündern", wie der „Edelweißpirat“ Robert E. vor der Gestapo zugibt.

Er berichtet über die Mülheimer Treffen: "Unsere Zusammenkünfte fanden fast immer rein zwanglos statt. Eine vorherige Verabredung hat nicht stattgefunden. Nur zu den Schiffstouren wurde sich meistens verabredet. Bei unseren Zusammenkünften trugen wir auch immer möglichst auffällige Kluft, die aus einem karierten Hemd, bunten Halstüchern, kurzen Hosen und Stiefeln mit weissen Strümpfen bestand, die über den Stiefelschaft geschlagen wurden." Er führt fort, dass die richtige Bezeichnung für ihre Gruppe eigentlich "wilde Jugendgruppe" heißen müsse. "Die Jungen wurden auch vielfach durch die Mädchen an diesen Zusammenkünften angezogen. Wenn die Mädchen nicht daran teilnähmen, würden die Jungen wegbleiben."

Im Herbst 1943 werden diese Jugendlichen verstärkt von der HJ drangsaliert und von der Gestapo verfolgt. Am 12. September hält die Gestapo eine Razzia auf dem Schiff nach Königswinter ab. Am 13. Oktober 1943 werden in einer groß angelegten Verhaftungsaktion von Gestapo und HJ-Streifendienst 30 Mülheimer Jugendliche festgenommen und in das Arbeitslager und Gestapogefängnis Brauweiler gebracht. Am 16. Oktober werden vier weitere Mülheimer Edelweißpiraten nach einem Kinoaufenthalt von verschiedenen HJ-Angehörigen mit Gummiknüppeln zusammengeschlagen.

Aus Rache über diese Aktionen umstellen am 18. Oktober 1943 ca. 40-50 vornehmlich Mülheimer Jugendliche, unterstützt von „Edelweißpiraten“ aus dem Volksgarten und Blücherpark, die HJ-Dienststelle im Kreishaus der NSDAP, um die HJ-Führer zu verprügeln. Dieses Vorhaben wird allerdings von der Polizei vereitelt. Es kommt zu weiteren Verhaftungen und einem Gerichtsprozess.



 

12. September 1943: Gestapo-Razzia bei einer Schiffstour nach Königswinter
Mitte Oktober 1943: Gestapo verhaftet Kölner Jugendliche
13. Oktober 1943: Gestapo-Razzia in Köln-Mülheim
16. Oktober 1943: HJ-Streife überfällt vier Mülheimer Jugendliche
18. Oktober 1943: Mülheimer Jugendliche greifen HJ-Dienststelle an
1. Dezember 1943: Oberstaatsanwaltschaft erhebt Anklage gegen Mülheimer Jugendliche
13. Januar 1944: Gerichtsverhandlung gegen Mülheimer Edelweißpiraten wegen "bündischer Betätigung"

Personen
Robert E.
Anton M.
Karl O.
Ernst P.
Hans W.

Topografie
Ausflugsziel: Königswinter, Nachtigallental
Treffpunkt: Köln, Rheinufer

Lieder
Ganz einsam und verlassen
Hohe Tannen weisen die Sterne
In Junkers Kneipe
Wenn die Sirenen

Lexikon
Kluft
Hitlerjugend (HJ)
Bündische Jugend
Gestapo
HJ-Streifendienst (SRD)
Navajo
Edelweißpirat
"Arbeitserziehungsanstalt" Brauweiler