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Karl J.

Karl J. hatte bis zu seinem 14. Lebensjahr erfolgreich die evangelische Volksschule in der Wissmannstraße besucht, um danach 1935 eine Lehre als Maler zu beginnen.

1933 trat Karl J. in die HJ ein, der er zuletzt in der Gefolgschaft 8/53 angehörte. Weil er dem HJ-Dienst "infolge meiner beruflichen Tätigkeit" nicht mehr habe nachkommen können, sei er schließlich aus der Organisation ausgeschlossen worden.

In seiner Vernehmung am 22. Oktober 1937 gab Karl J. eine durchaus stimmige und glaubwürdige Darstellung seiner bisherigen Aktivitäten im Bereich von Fahrten und "Gruppenleben": "Die Bezeichnung 'Navajos' ist mir bekannt. Ich weiß, dass jeder zweite oder dritte Junge [!] aus Köln heraus fährt, und wird dann 'Navajo' genannt. Dass dies eine geschlossene Vereinigung ist, wüsste ich nicht, ich kann darüber jedenfalls keine Angaben machen. Von mir persönlich sage ich, dass ich kein 'Navajo' bin." Er könne auch keine Jugendlichen benennen, die sich zusammengeschlossen hätten.

Er selbst, so Karl J. weiter, habe nach seiner "Entfernung aus der HJ" mit seinem Bruder eine Tour nach Rösrath unternommen und dabei einige Jugendliche kennen gelernt, mit denen er Freundschaft geschlossen habe. Seitdem hätte diese Gruppe neuer Freunde gemeinsame Fahrten unternommen, wobei Karl J. angab, das er an etwa 25 solcher Ausflüge "zu den verschiedensten Orten ins Bergische" teilgenommen habe. Es seien immer neue Jugendliche hinzugestoßen, die von einzelnen Gruppenmitgliedern mitgebracht worden seien. "Es war dies alles ein loser Zusammenhalt, eine feste Bindung hatten wir nicht. Es konnte ein jeder mitfahren wann er wollte. Wir hatten auch keinen festen Treff, es hiess immer, nächsten Sonntag oder Samstag. Allgemein trafen wir uns dann auf dem Heumarkt. Von etwaiger Beitragszahlung, Ausweisen oder Abzeichen war nie die Rede. Wie gesagt: Jeder konnte nach seinem Belieben teilnehmen." Man habe sich allerdings jeweils in "Kluft" getroffen, wobei er selbst diese schon deshalb getragen habe, weil er über keine andere Kleidung verfüge. Bei den Fahrten sei man "keineswegs" noch mit anderen Jugendlichen oder gar Gruppen zusammengetroffen, sondern "für sich" geblieben. "Wir sangen unsere Lieder wie 'Graue Kolonnen', 'Uns geht die Sonne nicht unter' u.a. HJ-Lieder." Allein das sollte wohl belegen, dass J. nie "aus einer Antistellung zur HJ an diesen Fahrten" teilgenommen hatte.

Seit Pfingsten 1937, so führte er im Verhör aus, habe er sich von seiner lockeren Gruppe getrennt und auch an keinen Fahrten mehr teilgenommen. Er habe sein Interesse am Sport entdeckt und halte sich nun häufig im Stadion auf. "Hin und wieder" fahre er allerdings noch mit seinem Bruder "heraus".

Karl J. war im Rahmen der Razzia gegen "Navajos" am 21. Oktober 1937 festgenommen worden. Er wurde nach der Vernehmung am 22. Oktober 1937 ins Polizeigefängnis Klingelpütz überstellt. Bei seiner Vorführung am Amtsgericht am 25. Oktober 1937 wiederholte Karl J. seine Aussage und bestritt nochmals alle Beschuldigungen.

Am 27. Oktober 1937 beschwerte sich Karl J. wegen des gegen ihn ergangenen Haftbefehls und wies darauf hin, den "Bund der Navajos" überhaupt nicht zu kennen. Dass er ihm nicht angehöre, könnten auch seine Eltern bezeugen, "und ich würde mich auch nicht trauen, ohne das Wissen meiner Eltern etwas zu unternehmen, denn dafür würde ich schon von ihnen bestraft werden". Er sei im Übrigen "jeder Zeit bereit", bei der HJ "wieder mitzutun".

Am 2. November stellte der Vater von Karl einen Antrag auf Haftentlassung. Der Vorwurf, sei Sohn gehöre einer staatsfeindlichen Organisation an, treffe "in keiner Weise zu", da er "1) der Hitlerjugend angehört und 2) noch vor kurzer Zeit auf seine Kosten das Hitlerjugendheim in Köln-Ehrenfeld (Gaswerk) renoviert" habe. Man möge seinen Sohn entlassen, da sonst der Verlust von dessen Lehrstelle drohe. "Es würde dem Jungen ein nie wieder gut zu machender Schaden entstehen."

Karl J. wurde am 4. November 1937 aus der Untersuchungshaft entlassen.



 
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