Der Wehrjugendbund "Schilljugend" war Mitte der 20er Jahre die bedeutendste völkische Jugendorganisation. Ihr Name bezieht sich auf den preußischen Offizier Ferdinand von Schill (1776-1809). Der Bund, v.a. aktiv im Süddeutschen Raum, umfasste etwa 50 Ortsgruppen in Deutschland und Österreich. Gegründet wurde er von dem Reichswehroffizier Gerhard Rossbach, dessen Freikorps "Rossbachs Sturmabteilung" an Hitlers Putschversuch teilgenommen hatte. Wie das Freikorps trat die Schilljugend einheitlich in braunen Uniformhemden auf. Seine Bedeutung erhielt sie als Wegbereiter des Hitlerregimes Mitte der 20er Jahre, als sie sich der NSDAP völlig unterordnete und zeitweise als Jugendorganisation der Partei fungierte.
Nach dem Putschversuch 1923 in München stagnierte der Aufbau einer eigenen Jugendorganisation der NSDAP und wurde 1925 ganz aufgegeben, Gustav Lenk als ihr Führer trat am 6. Mai zurück. An deren Stelle trat die Schilljugend, deren Popularität durch das gewalttätige Auftreten Rossbachs in Verbindung mit seinem legendären Ruf innerhalb der rechtsextremen Strömung gewährleistet war. Parallel existierte ab 1924 die "Großdeutsche Jugendbewegung" als Vorläufer der Hitlerjugend. Von da ab verloren andere rechtsradikale Jugendverbände, so etwa der "Jungdeutsche Orden" und der "Scharnhorst-Bund" an Bedeutung. Betroffen war auch die Schilljugend, deren Mitgliederentwicklung unter der fehlenden Abgrenzung zur NSDAP litt.
Beispielsweise konnte die "Grossdeutsche Jugendbewegung - Landesleitung Sachsen" zeitweise die Bezeichnung "Schilljugend" in ihrem Namen führen, arbeitete aber selbständig weiter und versuchte auch andere Landesleitungen zu erfassen, so dass Sachsen allmählich der Sitz einer Bundesleitung der nationalsozialistischen Jugendbewegung wurde.
Bei Hitler in Ungnade gefallen wurde Rossbach 1934 verhaftet. Das Freikorps "Rossbachs Sturmabteilung" fand in der nationalsozialistischen SA seine direkte Nachfolge, die "Schilljugend" wurde von der Hitlerjugend beerbt.
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