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Navajo

„Wilde“ Gruppen unangepasster Jugendlicher traten in Köln spätestens seit Ende 1934 in Erscheinung. Ab 1936 war ihre Präsenz dann allerdings wesentlich ausgeprägter, was vor allem daran gelegen haben dürfte, dass sie mit dem endgültigen Verbot der bündischen Jugend im Februar 1936 und dem „Gesetz über die Hitlerjugend“ vom 1. Dezember 1936 stärker in das Interesse von HJ-Streifendienst und Gestapo rückten.

Ihren Höhepunkt erlebten die Kölner „Navajo“-Gruppen, die sich über das gesamte Stadtgebiet verteilten, im Jahr 1937. Die Gestapo versuchte einen festen organisatorischen Hintergrund zu konstruieren und die angebliche „Organisation“ durch Razzien und zahlreiche Festnahmen aufzulösen. Da die „Navajos“ seit 1938 kaum noch Erwähnung finden, ist davon auszugehen, dass dieses Vorhaben zumindest teilweise in die Tat umgesetzt werden konnte.

Die „Navajos“ stammten fast ausschließlich aus Arbeiterfamilien und waren vergleichsweise alt. 1936/37 häufig schon um die 20 Jahre, hatten sie die Phase der Machtübernahme bewusst miterlebt: Nachdem einige früh zur HJ gefunden hatten, lehnten sie deren Drill sehr bald ab und gingen auf Konfrontationskurs. Dabei provozierten sie bewusst und öffentlich und gingen handgreiflichen Auseinandersetzungen keinesfalls aus dem Weg. Die „Navajos“ - durch ihre zahlreichen Treffpunkte auch im Stadtbild präsent - stellten daher die eher „wilde“ Variante unangepassten Jugendverhaltens dar.

Was das Wort "Navajo" bedeutete, konnten die einer Mitgliedschaft beschuldigten Jugendlochen selbst nicht konkret angeben und stellten lediglich Vermutungen an. So sagte Karl Sch. vor der Gestapo aus, er könne keine genauen Angaben machen. "Manche von uns sagten, dass sei ein Indianerstamm gewesen."

Friedrich J.: Wie er und seine Gruppe zu dem Namen "Navajos" komme, konnte er nicht erklären. "Der Name wurde uns von anderen zugelegt. Man rief uns in Ehrenfeld Navajos nach. In dem Lied 'Die Sonne von Mexiko' kommt etwas von Navajos vor. Warum man uns Navajos nannte, weiß ich nicht."

Josef S.: Den Namen ‚Navajos' hätten die jungen Leute, mit denen er sich getroffen habe, seiner Ansicht nach als Spitznamen von der HJ bekommen und sodann übernommen.

Ein Kalker Jugendlicher: "Den Namen Navajos haben wir in Kalk meines Wissens zum ersten male für uns aufgebracht. Wir nannten uns so, weil wir Krach schlugen wie die Indianer. Wer den Namen aufbrachte weiss ich nicht. Die Kölner Gruppen nannten sich zunächst nicht Navajos, nahmen diese Bezeichnung aber später ebenfalls an. Sie nannten sich früher "Kanonen-Keller" oder auch in Ehrenfeld "Kittelbach-Piraten. [...] Ich weiss sogar, dass die Kölner Gruppen etwas verächtlich auf uns Kalker herabsahen, weil wir erst seit etwa 6 Monaten die Fahrten durchführten, sie bezeichneten uns schon einmal scherzhaft als 'Neurother', sich selbst nannten sie auch schon einmal 'Nerother', daher die Abwandlung für uns."

Heinz N.: "Mit den Jugendgruppen, die sich allgemein "Navajos" nannten, kam ich 1934 erstmals in Verbindung. Bereits damals bestand schon die Bezeichnung "Navajos". Soviel ich weiss, hat zunächst die HJ die Bezeichnung aufgebracht, weil sie die Burschen wegen ihrer bunten Tracht und wilden Art wohl unter die Indianer einreihte."



 

20. Juli 1936: Angeblicher Überfall von Navajos auf Hitlerjungen
27. Juli 1936: Auseinandersetzungen zwischen Navajos und HJ-Streifendienst auf der Deutzer Kirmes
4. August 1936: Gestapo berichtet von Überfällen auf HJ-Angehörige
12. April 1937: Ermittlungsverfahren wegen Fortführung der bündischen Jugend
29. August 1937: Kölner Nerother auf Fahrt verhaftet
5. September 1937: Großes Navajo-Treffen auf Kirmes in Rösrath
7. September 1937: Navajos an Schlägerei auf dem Kalker Rummelplatz beteiligt
14. September 1937: Verhaftung eines Kölner Navajos und Konstruktion des Hochverrats: Ein Fallbeispiel
15. September 1937: Auftakt zur "Navajo-Jagd"
4. Oktober 1937: Kölner Oberstaatsanwalt berichtet Reichsjustizminister über "kommunistische Bestrebungen" Kölner Navajos
12. Oktober 1937: Störungen beim "Verkehrserziehungsdienst"
16. Oktober 1937: Festnahme auf dem Georgplatz
21. Oktober 1937: Großrazzia gegen "Navajos"
26. Oktober 1937: Weitere Verhaftungen und Durchsuchungen Kölner Navajos
6. Dezember 1937: Oberstaatsanwalt erhebt Anklage gegen Kölner Navajos
12. Dezember 1947: Razzia auf der Margarethenhöhe
16. Dezember 1937: Urteile im Sondergerichtsverfahren gegen Kölner "Navajos"
16. Dezember 1937: Entlassung von 17 Kölner Navajos aus der Haft
20. Dezember 1937: Durchsuchung - Verhaftung - Prozess: Das Ende eines "Singkreises"
25. Januar 1938: Zunehmende Verfolgung von Navajos

Gruppen
Navajos (An der Eiche)
Navajos (Hönninger Weg)
Radclubs "Jumbo" und "Wambo"
Navajos (Adolf Hitler-Platz)
Navajos (Köln-Kalk)
Singkreis
Navajos (Alte Mauer am Bach/Poststraße)
Navajos (Volksgarten)
Navajos (Appellhofplatz)
Navajos (Unter Krahnenbäumen)
Navajos (Georgsplatz)
Navajos (Heumarkt)
Edelweißpiraten (Volksgarten)
Navajos (Neue Universität)
Navajos (Hohenzollernbrücke)
Navajos (Hindenburgbrücke)
Navajos (Rheinwerft)
Navajos (Ehrenfeld)
Navajos (Köln-Mülheim)