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Navajos (Ehrenfeld)

Kölner Navajos um 1937

Die Venloerstraße in der Gegend um die Körnerstraße gilt als Treffpunkt der „Navajos“. Hier werden im Rahmen einer Großrazzia am 21. Oktober 1937 zunächst elf Jungen und ein Mädchen festgenommen. Das Mädchen und sechs Jungen werden nach "eindringlicher Verwarnung" kurze Zeit später wieder entlassen, die restlichen fünf in Gestapohaft genommen.

Im Rahmen seiner Vernehmung am folgenden Tag sagt Friedrich E. aus, die „Navajos“ würden sich in aller Regel "auf der Venloer Straße" treffen. Die Clique, der seine Bekannten Otto Gr. und Friedrich J. angehören, würde sich "bewusst 'Navajos'" nennen; "so nennen sich in Ehrenfeld alle, die diese Kleidung tragen". Er wisse allerdings nicht, warum sie diesen oder den Namen "Nerother" führen würden. Er nehme an, "dass dies eben eine mutwillige Bezeichnung für die Clique" sei. "Mit der HJ wollen die Navajos nichts zu tun haben, weil in der HJ nichts los sei. Ich weiss allerdings, dass auch Überfälle auf HJ-Angehörige vorgekommen sind."

Die Ehrenfelder „Navajos“, so E. weiter, würden auch gemeinsame Lieder singen, so beispielsweise "Hohe Tannen", "Madagaskar" und "weitere Lieder, in denen von 'Bündischer Jugend' die Rede" sei. Ein weiteres Lied sei "Jenseits des Tales". "Im Sommer hielten wir uns auch schon einmal im Grüngürtel auf. Hier habe ich mich auch schon einmal an dem Gesang beteiligt." Er habe, so E. - ganz im Sinne des Ermittlungsinteresses der Gestapo - weiter, "immer festgestellt, dass sich die Navajos bemühten, möglichst viele Jugendliche zu sich heranzuziehen". "Führer" der Clique an der Venloer Straße solle früher Otto Gr. gewesen sein, der sich "seit seiner Vernehmung bei der Gestapo" jedoch zurück halte. Für den jetzigen Zeitpunkt könne er keine führende Persönlichkeit angeben. Der "Deutsche Gruß" werde nie angewandt. Man begrüße sich in "alltäglichen Formen", während man auf Fahrten den Gruß "Ahoi" anwende. Der "Gruppe aus Ehrenfeld" würden "verschiedene Schläger" angehören, "die jede Gelegenheit nutzen, eine Schlägerei herbeizuführen - insbesondere mit der HJ". Als "übelsten Schläger und HJ-Gegner" benennt E. bei dieser Gelegenheit Kurt Sch., der vor 1933 als Verteiler kommunistischer Flugblätter aktiv gewesen sei. "Seitdem habe ich Streit mit ihm, weil ich einen HJ-Angehörigen beschützt habe, den er verhauen hatte." In der "Clique Ehrenfelder Navajos" seien auch "Kriminelle", mit denen er allerdings nur selten in Berührung komme, "da ich meist mit einem Mädchen allein unterwegs bin".

Friedrich J. sagt vor der Gestapo aus, die Gruppe treffe sich "immer auf der Venloerstr./ Ecke Körnerstraße". "Einen Treff hatten wir uns nie ausgemacht. Wenn ich im Sommer an der Körnerst. keinen traf, fuhr ich mit dem Rad weiter zum Grüngürtel, um Jungen zu treffen, mit denen ich mich unterhalten konnte." Er räumt zudem ein, mit der Gruppe Fahrten und Wanderungen unternommen zu haben. "Dreimal bin ich auf Fahrt gewesen. Zweimal waren wir am Haus Steeg an der Agger [richtig: Sülz]. Einmal war ich mit 16 Mann auf einer Pfingsttour zwei Tage am Laacher See.“ Mitgefahren seien unter anderem Fritz E., Otto Gr., Franz J., Peter Dr., Anton H. und Willi St. Die Namen der übrigen Tourmitglieder kenne er nicht. Die Gruppe insgesamt habe auch keinen "Führer". "Bei unseren Fahrten hat Gr. immer das größte Wort. Im übrigen machte jeder, was er wollte."

Neben dem "Kaiser von Kalifornien", der neben dem Grüngürtel ab und zu auch auf der Venloer Straße und am Neptunplatz verkehre, kennt Friedrich J. auch noch einen "Bär", der bei den Ehrenfelder „Navajos“ sehr beliebt sei. Wie "Bär" mit bürgerlichem Name heiße, wisse er nicht, nur dass dessen Bruder am 21. Oktober 1937 an der Ecke Venloer Straße/Sömmeringstraße ebenfalls verhaftet worden sei. "Bär" trage eine kurze schwarze Hose und eine graue Segeltuchjacke ("Skijacke"). Er, der in der Nähe der Sömmeringstraße wohne und bei den Mauserwerken arbeite, sei ein "kräftiger Kerl" mit "behaarten Armen", der stets andere Jungen um sich habe, "die alle Skijacken tragen", von denen er, J., jedoch keinen persönlich kenne.

Wie er und seine Gruppe zu dem Namen "Navajos" komme, kann J. nicht erklären. "Der Name wurde uns von anderen zugelegt. Man rief uns in Ehrenfeld Navajos nach. In dem Lied 'Die Sonne von Mexiko' kommt etwas von Navajos vor. Warum man uns Navajos nannte, weiß ich nicht."

"Einen Armriemen mit Totenkopf", so J. zum Thema Erkennungszeichen, habe in Ehrenfeld "außer Kurt Sch. und dem 'Kaiser von Kalifornien' niemand getragen". "Letzterer trug überall, selbst an seinem Fahrrad, Totenköpfe." Dass der Totenkopf ein "besonderes Abzeichen" der „Navajos“ darstelle, habe er noch nicht gehört.



 
Personen
"Kaiser von Kalifornien"
Peter D.
Fritz E.
Friedrich E.
Anton H.
Friedrich J.
Karl R.

Topografie
Treffpunkt: Köln, Blücherpark

Lieder
Am Golf von Biskaja
Die Sonne von Mexiko (Der Navajo)
Die Steppe zittert (Tscherkessenlied)
Dort wo es noch Felsen gibt, da bin ich geboren
Fährt ein Schiff
Hohe Tannen weisen die Sterne
Jenseits des Tales
Platoff preisen wir den Helden
Wir lagen kurz vor Madagaskar

Lexikon
Hitlerjugend (HJ)
Nerother Wandervogel
Gestapo
Navajo