Wilhelm H. besuchte zunächst die Volks-, daran anschließend die "Fortbildungsschule". Einen Beruf erlernte er nach der Schulzeit nicht, sondern war seit 1934 im Geschäft für Schuhmacher-Bedarfsartikel auf der Frankfurter Straße in Köln-Mülheim als Laufbursche tätig. Wöchentlich wurde er für diese Tätigkeit mit 10,- RM netto entlohnt.
Drei Monate vor seiner Festnahme war sein Vater, von Beruf Bauarbeiter, gestorben. Dieser habe keiner politischen Partei angehört und sei auch "keinesfalls links eingestellt" gewesen. Daher sei er von seinen Eltern auch nicht "staatsfeindlich" erzogen worden.
Als Schüler habe er zwei Jahre lang der Mülheimer Turnverein "D.T." [Deutsche Turnerschaft ?] angehört. In einer kirchlichen oder bündischen Organisation sei er nie gewesen.
Am 5. Dezember 1933 wurde Wilhelm H. HJ-Mitglied in der Schar 2 der Gefolgschaft 5 im Bann 16 (2/5/16). "Da ich des öfteren beim Dienst gefehlt hatte, wurde ich Anfang des Jahres ausgeschlossen", so H. im Verhör durch die Gestapo; ein entsprechendes Schreiben habe er bislang jedoch nicht erhalten. "Den Dienst in der HJ habe ich lediglich nur daher versäumt, weil ich keine Zeit hatte." Auch nach dem Ausschluss habe er sich weiterhin im Kreise seiner alten Freunde bewegt, die auch heute noch der HJ angehören würden.
Pfingsten 1937 habe er mit drei weiteren Jugendlichen aus Mülheim eine zweitägige Fahrt an die Mosel unternommen.
"An Kleidung trage ich im Sommer auch eine kurze Hose ohne Reissverschluss mit einem grünkarierten Hemd. Zurzeit trage ich eine blaue Skihose mit Reissverschluss und eine schwarze Lederjacke mit grünkariertem Hemd und dunkelroter Strickjacke mit Reissverschluss. Die Lederjacke hat mir mein Chef voriges Jahr zu Weihnachten [zum Geschenk] gemacht. Die anderen Jungens tragen auch ähnliche Kleidung. Zum Tragen dieser Kleidungsstücke haben wir uns aber nicht verabredet." Es trage auch niemand einen Handgelenkriemen. "Wenn wir uns mit HJ-Angehörogen zusammenfinden, singen wir HJ-Lieder." Die ihm seitens des Vernehmungsbeamten genannten "Navajolieder" kenne er dagegen nicht.
Man begrüße sich in der Gruppe mit "üblichem Händedruck", kämen HJ-Angehörige, würde auch der "Hitlergruss" angewandt.
"Ich kann nur nochmals erklären, dass ich einer sogenannten Navajovereinigung oder Neroter [!] nicht angehöre und mit diesen Jungen noch keinen Umgang gehabt habe. Einen Führer haben wir nicht, wir bezahlen auch keine Beiträge."
Wilhelm H. wurde im Zuge der Razzia am 21. Oktober 1937 in Mülheim verhaftet. Er habe sich an der Ecke Wichheimer und Bergisch Gladbacher Straße aufgehalten, weil er hierher komme, drei- bis viermal wöchentlich komme, um seine alten Freunde zu treffen.
Im Anschluss an seine Vernehmung wurde Wilhelm H. nach "eindringlicher Verwarnung" von der Gestapo entlassen.
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