museenkoeln – Das Magazin Nr 1 2019
50 auch leben, und zudem werden häufig in Biografien persönliche Dinge vorgestellt. Auschwitz dagegen ist nicht nur weit weg, sondern lässt sich aufgrund der extremen Brutalität, die dort vorherrschte, kaum be greifen«. Bastian Campmann: »Das hat auch emotional eine ganz andere Qualität, wenn man Zeitgeschichte von denen erfährt, die sie noch selbst miterlebt haben.« Dabei geht es ihm besonders um die alltäglichen Ge schichten, »wie es sich verändert, wie es einen selbst damals verändert hat. Es hat ja mal klein angefangen, schleichend durch die Hintertür. Deshalb hoffe ich« (zu Ludwig Sebus), »dass du uns noch mindestens 20 Jahre erhalten bleibst, dass wir noch lange davon profitieren, mit dir und anderen als Zeitzeugen reden zu können.« »Wir setzen etwas Positives dagegen, denn wir arbeiten – anders als die, die immer dagegen sind – für die Demokratie, für die Menschenrechte.« Werner Jung (Jahrgang 1954) ist Direktor des NS-Dokumentationszentrums der Stadt Köln. - - Einen neuen Ansatz verfolgt das NS-DOK mit dem ge planten »Erlebnisort« für Gruppen und Schulklassen. In einer aufwendigen Rauminstallation wird Demokratie (wie manchmal auch im echten Leben) zum Abenteuer. Die Szenerie: Die letzten Überlebenden einer globalen Katastrophe retten sich auf die abgelegene Insel »Tristan da Cunha« und sind dort mit ungeahnten Herausforde rungen konfrontiert – ihr Miteinander neu zu ordnen, den Alltag eigenständig zu organisieren. Am Ende des Experiments steht so etwas wie ein demokratischer »Ge sellschaftsvertrag«, doch der Weg dahin ist steinig: Das Wie undWarum des Zusammenlebens wird diskutiert und spielerisch geklärt, Themen sind die grundlegen - - - - den: Nahrung,Wohnen, Sicherheit, Kultur und Arbeit. Werner Jung: »Da geht es dann um Fragen wie: Ist das gerecht, wenn die einen Parcours mit schweren Latri neneimern meistern müssen, die anderen sorgenfrei mit bunten Sonnenbrillen auf der Nase?!« Schließlich müssen sich die Gestrandeten noch einer anderen Pro blematik stellen – wie gedenken wir derer, die nicht mehr sind, der Opfer jener Katastrophe? U-Turn zum zentralen Thema des NS-DOK. »Erinnerungsorte soll ten doch immer auch Lernorte sein«, so Ludwig Sebus, »oder meinetwegen Erkenntnisorte, um die Jungen und die kommenden Generationen sensibel und hell hörig zu machen.« - - - - . Das NS-Dokumentationszentrum widmet sich dem Gedenken, Erforschen und Vermitteln der Geschichte Kölns im Nationalsozialismus. Das ehemalige Gestapogefängnis mit seinen zahlreichen Inschriften der Häftlinge stellt einen europaweit ein zigartigen Gedenkort dar. Die Dauerausstellung gibt Einblicke in das politische, gesellschaftliche und soziale Leben in der Stadt während der NS-Zeit. Die Sonderausstellungen im Jahr 2019 beleuchten einzelne Facetten wie zum Volksgerichtshof (15. März– 26. Mai), zum »Neuen Bauen im Rheinland und in Palästina« (17. Mai – 14. Juli) und den ersten Architekten des Reiches, Albert Speer (7. Juni – 18. August). -
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