museenkoeln – Das Magazin Nr 1 2019
FÜR SELBERMACHER Mut zumMakel 65 Wie Kintsugi aus Scherben ein Kunstwerk macht Text: Rüdiger Müller Einen Moment nicht aufgepasst – und die bildschöne Vase aus Großmutters Nachlass, an der so viele Erinne rungen hängen, findet sich in Bruchstücken auf dem Küchenboden wieder. Kein Grund zu verzweifeln. Denn Scherben bringen Glück, erst recht, wenn man Porzellan und Keramik mithilfe einer fast 800 Jahre alten Methode kittet: Kintsugi nennt sich die in Japan und Korea verbrei tete Technik des »Goldflickens«, bei der man gar nicht erst versucht, Zerbrochenes möglichst makellos wieder herzurichten, sondern die Bruchstellen ganz (selbst-) bewusst durch Blatt- oder Pudergold betont und veredelt. - - - Aus Bruch wird Aufbruch und das wiederhergestellte Gefäß zum Unikat von unverwechselbarer Ästhetik. Kintsugi-Restaurierungen nach traditionellemVor bild sind nichts für Ungeduldige: Dabei werden mehrere Schichten Urushi (das Harz des japanischen Lackbaumes) als Kitt- und Klebemasse aufgetragen. Diese müssen dann über Stunden aushärten. Erst dann können sie geschliffen, poliert und vergoldet werden. Inzwischen machen einem moderne, sogenannte New-Kintsugi-Reparatur-Sets das Leben leichter: Es sind weit weniger Arbeitsschritte nötig, und der Klebelack trocknet schneller. - . Das Museum für Ostasiatische Kunst ist das einzige seiner Art in Deutschland. Es beherbergt herausragende Sammlungen chinesischer, koreanischer und japanischer Kunst.
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