Charlotte Zander (* 21.8.1930 in Krefeld, † 12.3.2014 in München) war eine deutsche Galeristin, Kunstsammlerin und Museumsgründerin.
Schon als junge Frau interessierte sie sich für die Kunst von Autodidakt:innen und erwarb in den frühen 1950er Jahren erste Kapitäns- und Votivbilder.
Anfang der 1960er Jahre entdeckte Charlotte Zander die Künstler:innen der Naive aus dem ehemaligen Jugoslawien wie u.a. Ivan Generalić, Ivan Rabuzin, Matija Skurjeni und Mirko Virius. Die Werke dieser Künstler sollten der Beginn ihrer Sammlung sein, die sie schon sehr bald durch Bilder von Morris Hirshfield, Alfred Wallis, Adalbert Trillhaase oder Emma Stern ergänzte.
Ab Mitte der 1960er Jahre kamen die sogenannten „Maler des Heiligen Herzens“ wie André Bauchant, Camille Bombois, Séraphine Louis, Henri Rousseau und Louis Vivin hinzu, deren Arbeiten sie auch über die folgenden Jahre mit großer Leidenschaft erwarb und denen sie mit Einzel- und Gruppenausstellungen sowie Katalogen ein besonderes Augenmerk schenkte.
1971 eröffnete sie in München ihre Galerie in der Münzstraße 7 unter dem Namen Charlotte – Galerie für naive Kunst (ab 1987: Charlotte Galerie für Naive Kunst und Art Brut). Bis zur Schließung der Galerie 1995 präsentierte die Galerie rund 200 Ausstellungen, darunter überwiegend Einzelausstellungen sowie Gruppen-, Überblicks-, topographisch oder thematisch geprägte Ausstellungen. Die Galerie nahm regelmäßig an internationalen Kunstmessen wie der ART COLOGNE oder der Art Basel teil. Mit diesen Präsentationen etablierte sie sich international als eine der bedeutendsten Galerien auf dem Gebiet der sogenannten Naiven Kunst. 1997 wurde Charlotte Zander für ihr galeristisches Engagement und ihre mäzenatische Förderung der Bildenden Kunst mit dem ART COLOGNE-Preis ausgezeichnet.
Neben der Galerietätigkeit erweiterte sie ihr Sammlungsgebiet systematisch und konsequent u.a. mit Ankäufen von Werken der Outsider Art wie von Adolf Wölfli, Madge Gill und Carlo Zinelli oder den Künstlern aus Gugging.
Nach Schließung der Galerie gründete Charlotte Zander 1996 in Bönnigheim bei Stuttgart das Museum Charlotte Zander für Naive und Art Brut, das erste dieser Art in Deutschland. Von 1996 bis 2020 war ihre Sammlung auf 2000 Quadratmetern Ausstellungsfläche im Schloss Bönnigheim beheimatet.
Ihr Ziel war es, die Naive Kunst, die in öffentlichen Museen bis heute unterrepräsentiert ist, einem breiten Publikum nahezubringen und den Künstler:innen und Werken ein angemessenes Forum zu bieten. Neben zahlreichen wechselnden Ausstellungen, in denen sie fast ausschließlich Werke aus ihrer Sammlung ausstellte, publizierte sie rund 20 Bücher und Kataloge, die von ihren fundierte Kenntnissen über die Künstler:innen und das Gebiet der Naiven Kunst zeugen.
Charlotte Zander sammelte bis zur ihrem Tod mit einem besonderen Blick für Qualität, unbeirrt und unabhängig, vor allem aber mit großer Leidenschaft die Werke der sogenannten Naiven Kunst. Über die Jahre kamen so mehr als 4000 Gemälde, Zeichnungen und Skulpturen zusammen, die teils von einzigartigem kunsthistorischen Wert sind.
Charlotte Zander, 2004, Foto: Guido Mangold, ZADIK, E 9 Charlotte Zander
Nach dem Tod von Charlotte Zander im Jahr 2014 wurde die Sammlung von ihrer Tochter Susanne Zander in eine gemeinnützige GmbH eingebracht, deren Geschäftsführerin sie ist. Seit 2024 wird die Sammlung Zander vom Standort und gleichzeitigem Showroom in Köln (Jülicher Str. 24 A) aus verwaltet und betreut, „mit dem Ziel, Lehre, Forschung und das Ausstellen der Kunstwerke unter optimalen und zukunftsweisenden Gesichtspunkten langfristig zu gewährleisten“, wie über die Website kommuniziert wird.
Im Jahr 2021 übergab Susanne Zander deshalb das Archiv der Sammlung Charlotte Zander dem ZADIK |Zentralarchiv für internationale Kunstmarktforschung, Universität zu Köln. Die zugehörige umfangreiche Spezialbibliothek mit einzigartigen Publikationen zur Kunst der Autodidakt:innen, Volkskunst, sogenannter Naiver Kunst und Outsider Art schenkte sie der Kunst- und Museumsbibliothek Köln KMB.
Das Modell, Archiv und zugehörige Spezialbibliothek in einer Stadt zu verankern, haben das ZADIK und die KMB bereits in mehreren Fällen erprobt und sehen dies als zukunftsweisendes Konzept, durch den kurzen Weg zwischen beiden Institutionen den Forscher:innen einen schnellen Zugang zu zusammenhängenden Beständen zu ermöglichen.
Ansprechpartnerin
Dr. Elke Purpus
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