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Für den Kassiber wurden Seiten eines Kalenders des Jahres 1942 verwendet. Adressiert ist er an Katja Jawtuschenko, die mit ihren Geschwistern Alexandra und Iwan aus der Ukraine nach Köln verschleppt worden war. Da außer den im Keller des EL-DE-Hauses erhaltenen Wandinschriften kaum Originaldokumente überliefert sind, die von dem Leid der Gestapo-Opfer zeugen, waren wir sehr daran interessiert, die Geschichte dieses Mannes zu erfahren.
Alexandra Galitsch schilderte uns folgendes: Während Katja und Alexandra in der Milchfabrik arbeiteten, war der Bruder in einer Ehrenfelder Fabrik beschäftigt. Als die Fabrik nach einer Bombardierung im Herbst 1944 verlegt werden sollte, tauchte er unter, um nicht von seinen Schwestern getrennt zu werden. Iwan wurde verhaftet und im Gestapo-Flügel des Klingelpütz unter dem Namen "Kubow" inhaftiert. Die Schwestern bemühten sich nach Erhalt des Kassibers erfolglos, etwas über ihn zu erfahren. Ihr Bruder blieb bis heute verschollen. Frau Galitsch meinte, ihn auf einer Fotografie, die die Hinrichtung von Zwangsarbeitern in Köln im Herbst 1944 zeigt, erkannt zu haben. Vermutlich war Iwan aber einer derjenigen "Ostarbeiter", die kurz vor Kriegsende von der Gestapo hingerichtet und anonym verscharrt wurden. |



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