Textauszüge »
EINORDNUNG 

Tatsächlich sind die Aufzeichnungen "anrührend" - aber nicht nur das: Sie geben darüber hinaus einen Einblick in jene Tage, in denen das Kriegsende unmittelbar bevorstand und hier insbesondere in die eigentümliche Zeitspanne, in der das linksrheinische Köln befreit war, die rechtsrheinischen Gebiete jedoch noch zur Einflusssphäre des NS-Regimes zählten. Zahlreiche Familien waren zerrissen und versuchten mit allen Mitteln Kontakt untereinander herzustellen.

Zur Chronologie: Um eine befürchtete Verteidigung Kölns im Keim zu ersticken, erfolgte Anfang März 1945 der letzte, von der Bombenmenge her schwerste und militärisch sinnloseste Angriff auf Köln. Am Vormittag des 2. März fielen rund acht Prozent aller im Zweiten Weltkrieg auf die Stadt abgeworfenen Bomben in die Trümmerwüste. Durch diesen verheerenden Angriff und die damit verbundene Zerstörung des Hauptbahnhofs wurde die tags zuvor von Gauleiter Grohé für den frühen Morgen des 2. März angeordnete Evakuierung des linksrheinischen Köln hinfällig. Aber obwohl die Alliierten die Bevölkerung mittels Flugblättern zum Verbleib im Linksrheinischen aufriefen, strömten tausende über die als letzten Rheinübergang verbliebene und unter Beschuß liegende Hohenzollernbrücke ins Rechtsrheinische - die Angst vor weiteren Angriffen bei einer Verteidigung Kölns war zu groß. Gleichzeitig wurden aber auch zu diesem Zeitpunkt noch zahlreiche Jugendliche zu sinnlosen Kriegshilfsdiensten "notdienstverpflichtet" - wie im vorliegenden Fall offenbar der Sohn Heinz - oder zum wirkungslosen "Volkssturm" herangezogen - wie allem Anschein nach der Verfasser des Tagebuchs selbst.

Am 6. März wurde das linksrheinische Köln von den Alliierten befreit. Es dauerte dann aber noch bis Mitte April, bis alliierte Truppen die rechtsrheinischen Gebiete erreichten.

Über diesen Zeitraum wird - mit Fokus auf Köln-Nippes - in dem Tagebuch berichtet, wobei sich in die Beschreibung der Lebenssituation stets die Sorge des Autors um Frau und Sohn mischt, die Köln in der Nacht zum 3. bzw. am 4. März 1945 verlassen hatten.



Das Kriegsende im Tagebuch