»… Dieser Tante Mathilde darf ich mit Ehrfurcht gedenken. Sie war die jüngste Tochter der Großmutter, eine kleine, verwachsene Person, wohnte stets mit ihr zusammen und umsorgte sie mit selbstloser Liebe. Tagsüber im Geschäft tätig war sie oben immer noch das Kind. ›Wenn nur Mathilde da ist, kann ich beruhigt abwesend sein‹, hat mir einmal der Vater gesagt.
Und als das Dritte Reich kam und die Schildergasse zur Aufmarschstraße der Nazi-Kolonnen wurde, litt sie in ihrer Einsamkeit schwer unter den Liedern und Schmähungen gegen die Juden. Aber sie ergab sich nie: Als sie nach Theresienstadt gebracht werden sollte, sprang sie tapfer aus dem Fenster und blieb tot auf der Straße liegen. Sie war siebenundsiebzig Jahre alt.« Artur Joseph, Augenzeuge

Das Familienunternehmen »Schuhhaus Joseph« in der Schildergasse, gleich neben der Antoniterkirche, wurde 1872 gegründet und war für die Kölner Bürger eine angesehene Adresse.

Selbsttötung, damals Schuhhaus Joseph
heute Baustelle eines Kaufhauses, Schildergasse 59, Altstadt-Nord, 24. Oktober 2003

Karte IX
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