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Der im Juni 1935 gegründete RAD hatte zum einen
die Erziehung "der deutschen Jugend im Geiste des Nationalsozialismus
zur Volksgemeinschaft und zur wahren Arbeitsauffassung, vor allem zur
gebührenden Achtung der Handarbeit", zum anderen die "Durchführung
gemeinnütziger Arbeiten" zur Aufgabe. Zunächst vorwiegend
auf die männliche Jugend zwischen dem 18. und 25. Lebensjahr ausgerichtet,
wurde der RAD wenige Tage nach Kriegsbeginn 1939 auf die weibliche Jugend
ausgedehnt.
Die "Arbeitsmaiden" sollten im Rahmen ihrer
Einsätze nach den Vorstellungen des NS-Regimes "dem Bauern,
Siedler und Gärtner, der Mutter und Hausfrau bei ihrer Arbeit"
helfen. Im Gegensatz zum RAD der jungen Männer, der im Rahmen der
Lagererziehung nach paramilitärischen Mustern organisiert war,
scheint der Dienst der Mädchen und Frauen - folgt man den Aussagen
Ehemaliger - viel stärker ein Sonderdasein geführt, ja sogar
den Charakter einer "Oase unter den nationalsozialistischen pädagogischen
Einrichtungen" gehabt zu haben.
Doch ist kritisch zu hinterfragen, ob der weibliche RAD
wirklich diese "Oase" gewesen ist. Vieles spricht dafür,
dass die jungen Frauen dort - ähnlich wie im BDM - nur scheinbar
so etwas wie Emanzipation von gesellschaftlich vorgegebenen Sozialisationsmustern,
insbesondere von geschlechtsspezifischen Zwängen, erfahren haben.
Das belegt allein schon das entsprechende zeitgenössische Schrifttum,
in dem "beide Zweige", der männliche und der weibliche
RAD, in gleichem Maße als "mit der Bewegung . . . unlösbar
verbunden" beschrieben werden.
Wie richtig diese Zuordnung war, zeigte sich spätestens
während des Krieges, als der weibliche RAD durch eine Fülle
von "Kriegshilfsdiensten" als Rädchen der NS-Kriegsmaschinerie
funktionierte, bis hin zur Beteiligung an der völkerrechtswidrigen
Vertreibung polnischer Bauern von ihren Höfen in den okkupierten
polnischen Gebieten.
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