Ilse Schenk: ERINNERUNGEN

Schulzeit in Köln

Ich war zu Beginn des 2. Weltkrieges 15 Jahre alt und kann mich deshalb recht gut an das Jahr 1939 erinnern. In meinem Elternhaus gab es zu dieser Zeit noch kein Rundfunkgerät, deshalb war man wohl auch nicht so informiert, wie man es heute ist, und welcher 14-jährige liest heute die Tageszeitung? Dass etwas "in der Luft" lag, merkte ich aber bald. Ich war mit meiner Mutter und meiner Schwester im August 1939 in Winterscheid (Siegkreis) in einem Gasthof in den Sommerferien. Die meisten Gäste reisten schnellstens ab aus Sorge, den Heimatort nicht mehr erreichen zu können. Wir blieben aber bis zum Ende der Ferien. In Köln fand ich es dann sehr hektisch, die Verdunkelung wurde verordnet, es gab Lebensmittelmarken, die aber anfangs noch ausreichend waren. Ich empfand diese Rationierung nicht mal als Einschränkung. Man lebte ja nicht so üppig wie heute. Für uns gab es Süßigkeiten nur Weihnachten, Ostern und zum Geburtstag.

Unsere Schule lief noch wie gewohnt weiter in den ersten Kriegsmonaten. Die "Städtische Mittlere Mädchenschule" in der Niederichstr. war - wie der Name sagt - eine reine Mädchenschule. Wir hatten nur Lehrerinnen. Der einzige Mann an der Schule war der Rektor. So fiel bei uns kein Unterricht aus. Der Rektor war schon zu alt, um eingezogen zu werden. Später, als dann die Bombenangriffe auf Köln sich häuften, fiel manche Schulstunde aus, denn die Angriffe fanden ja zunächst vorwiegend nachts statt. Die Schule begann dann zur 3. Stunde. Ich kann mich nicht erinnern - ich wurde 1942 aus der Schule entlassen -, dass wir dort jemals im Luftschutzkeller waren. Probealarm und Verhalten bei Angriffen wurden regelmäßig geprobt. Wir wurden in der Schule natürlich auch "im nationalsozialistischen Sinne" erzogen. Es waren eine Menge Tugenden dabei, aber auch Dinge, die ich heute nicht mehr begreifen kann. Hass auf alles, was nicht deutsch war, deutsch dachte. Aber - ich muss hinzufügen - in unserem Nachbarland war es nicht anders. Durch meinen Mann, der bei der Marine war, habe ich mich später bei einem Partnerschaftstreffen mit Marineoffizieren aus Lille unterhalten. "L'admiral" sagte mit: "Ist es nicht wunderbar, dass wir hier alle so schön zusammensitzen und Freundschaft halten! In der Schule habe ich gelernt 'L'Allemagne c'est la barbarie'." Wir mussten natürlich in der Schule jede Hitlerrede anhören, anschließend wurde kurz darüber diskutiert.

Während der Schulzeit gingen wir natürlich auch zur Hitlerjugend. Alle gingen hin, und da wollte man natürlich nicht abseits stehen. Ein Mal in der Woche fand für jede Altersgruppe getrennt ein "Heimabend" statt. Wir hatten unser Heim in einem Turm der Hohenzollernbrücke. Wir marschierten in Uniform in Dreierreihen dorthin, sangen und machten Spiele. Wir waren die "Jungmädel", also die 10 - 14jährigen. Manchmal wurde auch vorgelesen, ich kann mich aber nicht mehr erinnern, was das war. Vorwiegend wurde jedoch gesungen: Alte und neuere Wanderlieder, auch vaterländische Lieder, davon viele aus der Zeit vor Hitler. Natürlich auch das "Horst-Wessel-Lied", bei dem wir uns als Kinder nicht allzuviel dachten. Gedanken habe ich mir erst später gemacht, als der Krieg vorbei war und wir erfuhren, was alles an "Schrecklichem" geschehen war. Ich kann mich erinnern, dass mein Vater einen Freund in einem Lager im Emsland besuchte (es wurde nur hinter vorgehaltener Hand darüber gesprochen), der offensichtlich zu laut über Hitler geschimpft hatte. Ein KZ war es offensichtlich nicht, sonst hätte er wohl keinen Besuch empfangen dürfen.

Während unserer Jungmädelschaft fanden auch regelmäßig Wanderungen statt, oft auch übers Wochenende, wo wir dann in Jugendherbergen übernachteten. Die Teilnahme war freiwillig. Wir nahmen unsere Verpflegung mit: Brot, Butter, Käse, Obst und in der "Feldflasche" Tee oder Malzkaffee. Mittags gab es dann die übliche Erbsensuppe. Eine Wochenendwanderung kostete 1,80 Mark. Wer von zu Hause aus etwas mehr bekam, brachte 2 Mark mit. So konnten andere mitfahren, die das Geld nicht aufbringen konnten. Wir nahmen damals natürlich keinen Rucksack mit, sondern einen Tornister mit Fell - auch "Affe" genannt. In Köln natürlich "de Aap". Rucksack war verpönt. Der war noch aus der Zeit von Turnvater Jahn. Wir hatten auch damals - genau wir die heutige Jugend - unseren eigenen Stil.

Wir fuhren dann mit der Vorortbahn bis Bergisch Gladbach, Bensberg oder Königsforst und wanderten singend bis zur Jugendherberge im Bergischen Land. Wir lernten so Kameradschaft, halfen uns gegenseitig, wenn Not am Mann war, trugen Jüngeren den Tornister. Das sah dann lustig aus - einen auf dem Rücken, einen vorne. Ich möchte diese Zeit nicht missen. Wir waren ja noch Kinder und ahnten nicht, was die Nationalsozialisten noch mit uns vorhatten. Für uns war das ja Normalität. Wir kannten ja nichts anderes.
Klassenkameradinnen waren zusätzlich noch in der "Katholischen Jugend", die war noch nicht verboten. Sie erlebten dort Gleiches wie in der Hitlerjugend. Dort wurde auch Hass und Missachtung gepredigt gegen die Andersgläubigen. Ich habe zum Beispiel im 1. Schuljahr sehr darunter gelitten, evangelisch zu sein. Ich musste in der Volksschule in Refrath mit zwei Leidensgenossinnen in der letzten Bank sitzen.

In der Kölnischen Rundschau Nr. 135 vom 13./14. Juni 2001 las ich: "Hitlerjugend war oft die einzige Freizeitinitiative". Das stimmt nicht. Es gab viele Sportvereine - auch für Kinder und Jugendliche. Ich war beispielsweise ab 1934 im Postsportverein in der Schwimmabteilung, beim Geräteturnen, machte Leichtathletik und Gymnastik. In einem Sportverein konnte sich zu jener Zeit jeder tummeln. Da wurden nicht wie heute Kinder schon zu Höchstleistungen gedrillt. Auch wer nicht so beweglich war, hatte dort seinen Spaß. Es gab Nikolausfeiern und Ausflüge.

Reichsarbeitsdienst in Thüringen

1942 beendete ich die Schule. Ich leistete von April 1942 bis Ende März 1943 meinen Reichsarbeitsdienst bzw. den Kriegshilfsdienst als "Vorzeitig Dienende" ab. Ohne diesen Nachweis konnte ich mein Sportstudium nicht beginnen. So hatte ich auch die Möglichkeit, mir die Gegend selbst auszusuchen. Ich entschied mich für Thüringen. Ich musste dann zur Musterung; "sauber gewaschen und mit sauberer Wäsche", wie es im entsprechenden Schreiben hieß. Ich wurde für tauglich befunden und Anfang April 1942 ins RAD-Lager 13-60 nach Großneuhausen im Landkreis Weimar beordert.

Dieses RAD-Lager war in einem Schloss untergebracht. Für damalige Verhältnisse direkt luxuriös. Es lag in einem wunderschönen Park mit Teich und herrlichen alten Bäumen. Es gab Blumenbeete und auch einen Obst- und Gemüsegarten. Wir hielten auch Schafe und ein Schwein, das von Küchenabfällen und ähnlichem ernährt wurde. Im Nachhinein möchte ich sagen: "Das arme Schwein". Es gab wirklich nicht viel, das übrig blieb. Wir hatten geschmackvoll eingerichtete Schweigezimmer. Dort konnte man in der Freizeit lesen und schreiben, aber Stille war oberstes Gebot. Einen Schulungsraum gab es auch, den wir aber nie gesehen haben. Es war Sommer und immer gutes Wetter, so fand alles im Freien statt - auch die Mahlzeiten.

Zunächst wusste ich ja nicht, was mich erwartete. Gewiss - wir sollten bei Bauern helfen in Küche, Haus und Garten, sowie in den Ställen und auf dem Feld. Die Sommerhalbjahre wurden fast nur von Schülerinnen gestellt, die Ostern die Schule verlassen hatten. Wir alle hatten natürlich bis auf wenige Ausnahmen keine Ahnung von allem. Das änderte sich schnell. Die Bäuerinnen waren froh über unsere Hilfe, lernten uns auch an und beim zweiten "Außendienstbauern" waren wir fast "perfekt". Alle vier Wochen wechselten die Außendiensthöfe. Ich bin im April 1942 gleich mit zum Kartoffelsetzen (von Hand) aufs Feld gefahren, wir mussten auf sehr großen Feldern Unkraut hacken, Rüben verziehen und auch in der Küche helfen. Bei einem Bauern war man froh, dass ich Strümpfe stopfen und auch Strümpfe stricken konnte. Dort habe ich Riesenkörbe von Flickwäsche besorgt.
Wir bekamen natürlich auch Verhaltensregeln mit. So war es uns nicht erlaubt, mit französischen Kriegsgefangenen oder polnischen Landarbeitern an einem Tisch zu essen. Das wurde aber bei allen Bauern ignoriert. Wir arbeiteten zusammen und aßen auch alle zusammen. Ich habe von diesem Jahr in Thüringen sehr profitiert. Ich bekam Einblick in mir fremde Lebensbereiche und lernte auch Menschen anderer Kulturen kennen. Wir waren mit Arbeitsmaiden aus Wolhynien, dem Warthegau, Luxemburg, dem Elsaß und Holland zusammen (letztere freiwillig). Wir hatten eine gute Kameradschaft. Wir schliefen zu zwölft in einem Zimmer, "Kameradschaft" genannt - K 1, K 2 usw.; Betten übereinander mit Strohsack und blau-weiß karierten Bezügen. Wir waren elf Maiden und eine KA (Kameradschaftsälteste), die schon ein halbes Jahr im Lager war. Hier konnten wir Wünsche und auch Beschwerden anbringen, man fand auch bei ihr Hilfe, wenn man mal krank war. Jede Maid hatte einen Schemel und im Flur ein Spind zum Abschließen. Wäsche, Pullover und anderes hatte genau auf vorgeschriebener Zentimeterbreite zu liegen. Manchmal gab es "Maskenball". Antreten auf der großen Wiese im Park mit Ausgehuniform, dann in Trainingsanzug mit Gasmaske, dann in Arbeitskleidung mit Kopftuch und Schürze. Anschließend "Spindappell". Man musste schon ganz flink sein, denn wenn der Spind nicht wie vorgeschrieben aussah, dann gab es zur Strafe irgendeine Arbeit. Ich fand dies eine reine Schikane.

Im Waschraum hatte jede eine eigene Waschschüssel mit Nummer und ein Fach für Zahnbecher und -bürste. Es gab auch fünf Duschen. Heute könnte man niemandem solche hygienischen Verhältnisse zumuten. Wir waren immerhin 72 Maiden, aber da wir alle nacheinander vom Außendienst eintrudelten, hat das Duschen immer geklappt. Die Badewannen waren offensichtlich dem "Stab" vorbehalten, das waren die vier Führerinnen des Lagers. Jeden Abend um 10.00 Uhr ging die Lagerführerin Fräulein Strauß durch alle sechs Kameradschaften und wünschte jeder mit Handschlag eine gute Nacht. Um 6.30 Uhr ging es dann in einen neuen Tag mit "Guten Morgen, aufstehen, Frühsport". Sechs Tage in der Woche gingen wir zum Bauern, acht Stunden täglich. Sonntags hatten wir Freizeit, durften das Lager aber nicht verlassen. Es gab aber hier auch nichts zur Abwechslung. Manchmal machten wir Ausflüge mit dem Zug, ein Sommerfest feierten wir mit einem Kindergärtnerinnenseminar aus Weimar, wir spielten den "Sommernachtstraum" von Shakespeare.
Naürlich gab es zu den Festen auch immer etwas Gutes zu essen. Die Verpflegung im Lager war nicht gut. Die guten Sachen verzehrte der "Stab". Aber es war Krieg und wir hatten ja unsere Außendienstbauern, wo wir gut gegessen haben.
Unsere Lagerführerin war eine sehr gebildete Frau, hatte die Musikhochschule besucht und uns im Singen hervorragend geschult.

Zwischen Großneuhausen und Weimar lag das Konzentrationslager Buchenwald, circa 15 km von uns entfernt. Davon habe ich erst nach dem Krieg erfahren. Ob die Bauern und die Lagerleitung davon wussten, weiß ich nicht. Sollte es jemand gewusst haben, hat man geschwiegen aus Angst oder auch aus Scham.

Kriegshilfsdienst in Erfurt

Nach sechs Monaten wurden wir dann zum Kriegshilfsdienst geschickt. Ich kam nach Erfurt zur Post. Ich habe dort in der "Feldpostsäckchenstelle" gearbeitet, als Briefträgerin und auch in der Postkantine, wo wir auch verpflegt wurden. Andere waren Straßenbahnschaffnerinnen oder arbeiteten im Krankenhaus oder Lazarett. Wir alle in Erfurt waren mal wieder sehr gut untergebracht. Ein Teil unserer Kameradinnen kam nach Sömmerda in die Munitionsfabrik. Sie wohnten dort zu hundert in einer großen Baracke. Zum 1. April 1943 wurde ich dann entlassen.

Bombennächte in Köln

Die Erinnerung an die Bombennächte 1943/1944 habe ich ja oft verdrängt, aber nicht vergessen. In unserem Haus in der Blumenthalstr. war von der Stadt Köln ein öffentlicher Luftschutzkeller eingerichtet worden, damit Passanten zur Not Schutz fanden. Er war mit einer Menge Beton und Stahl stabilisiert. Wir fühlten uns dort etwas sicherer. In den letzten beiden Kriegsjahren war ja jede Nacht Fliegeralarm, manchmal zwei Mal und auch am Tage noch. Wir schliefen nur noch fertig angezogen mit unserem gepackten Rucksack neben dem Bett. Dieser enthielt das Notwendigste und auch kleine persönliche Dinge, die man nicht verlieren wollte. Der Rucksack war übrigens aus alten, sehr stabilen Fensterdekorationen genäht.

Stumm aneinander gereiht saßen wir, hörten die Bomben fallen, erst von weit, dann immer näher. Von einem Volltreffer blieben wir verschont. Rundherum hat es viel gebrannt, und ich habe mit meinem Vater unzählige Eimer Wasser geschleppt, um brennende Dachstühle zu löschen. Beruhigend war, dass es zwischen allen Häusern im Keller Durchbrüche gab, so dass man sich zur Not durch die Nachbarhäuser retten konnte.

Meine Mutter erzählte mir später, dass man dieses leichte Mauerwerk erst geöffnet hat, als der Amerikaner in der Stadt war. Die Wenigen, die noch da waren, sind sich weinend in die Arme gefallen.

Im Rückblick auf diese schreckliche Zeit muss ich sagen, dass ich als Jugendliche dies psychisch besser verkraftet habe als meine Mutter und deren Generation. Angst habe ich natürlich auch gehabt, zumal man tagsüber Reihen verkohlter Leichen sah und viele Reihen Särge - vorwiegend in der Innenstadt. Und immer wieder standen morgens Verwandte mit ihrer letzten Habe in der Hand vor unserer Tür, die dann Aufnahme fanden.

Flucht in die Altmark

Anfang Oktober 1944, ich war noch keine 20 Jahre alt, fand meine Mutter, dass es in Köln zu gefährlich sei. Sie zwang mich gegen meinen Willen, mit ihr in die Altmark, die Heimat meines Vaters, zu gehen. Mein Vater war zu dieser Zeit zum "Schippen" am Westwall. Ich hatte zum 1. Oktober 1944 eine Anstellung als Sportlehrerin an einem Gymnasium in Neustadt a.d. Weinstraße bekommen. Ein Telegramm ("Schule geschlossen, der Feind steht vor der Stadt") beendete meine erste kurze Karriere als Sportlehrerin. So bin ich auf sehr abenteuerlichen Wegen in der Altmark gelandet, wo wir als "Bombenweiber" beschimpft wurden. Man hat uns dort nicht gut behandelt, wir hatten ja nur das mit, was wir tragen konnten. Das änderte sich, als ich nach Stendal fuhr und mir eine Anstellung an einer Schule besorgte. Ich habe dort bis Kriegsende ein 4. Schuljahr unterrichtet, alles Kinder aus Duisburg.

In Stendal wurde ich Anfang 1945 zur NSDAP bestellt. "Sie sind doch Sportlehrerin, Sie können doch schießen!" Zum Glück konnte ich belegen, dass ich dies nicht konnte. Daraufhin wollte man mich zu Schießübungen schicken. Der Krieg war aber in der Endphase, so dass es nicht mehr dazu kam. Meine Mutter machte sich schlimme Vorwürfe, dass sie mich alleine dort zurückgelassen hatte. Ich war immerhin in der sowjetischen Besatzungszone.

Im Sommer 1945 kam sie nach Stendal, um mich zurück nach Köln zu holen. Wir sind auf abenteuerlichen Wegen gereist, in offenen Güterwagen gefahren, zwischen Peine und Lehrte auf einer Lokomotive - nicht im Führerhaus, sondern richtig obendrauf mit mehr als 30 Leuten. Fast eine Woche hat die Reise gedauert. In Deutz endete die Fahrt. Wir gingen zu Fuß über die provisorische Brücke. Gepäck hatte ich nicht mehr. Bei Oebisfelde haben wir alles zurückgelassen, als wir bei Dunkelheit durch den Wald rannten. Bevor wir Köln betraten, wurden wir von den Amerikanern noch entlaust. Ein Pulver vorne und hinten unter die Bluse. Ich war glücklich, eine Odyssee war zu Ende.

Nachkriegszeit In Köln

Die Nachkriegszeit im zerstörten Köln war bitter. Es gab Hungerrationen. Als mein Vater im Frühjahr 1946 an Lungen- und Rippenfellentzündung erkrankte, war er so abgemagert, dass ihn das fast das Leben gekostet hätte. Anschließend fegte er bei der Milchverwertung Köln den Hof. Dort konnte er Milch trinken und täglich eine Flasche mit nach Hause nehmen. Meine Schwester und ich, wir gingen mit Rucksäcken auf die abgeernteten Felder im Norden Kölns zum "Ährenlesen" und "Erbsenlesen". Hierbei traten wir mit einem Fuß auf eine Erbse (damit kein anderer sie nehmen konnte), eine zweite wurde aufgehoben. Wir haben auch mal einen Kohlkopf mitgehen lassen, wenn kein Bauer in der Nähe war. Um der bitteren Kälte in den Nachkriegswintern widerstehen zu können fuhren wir nach Bickendorf zu unserem "Kohleneinkaufsgelände" zum Fringsen. So nannte man den "Kohlenklau" nach Kardinal Frings, der dies nicht als Diebstahl verurteilte. Es gab natürlich auch den "Schwarzen Markt", auf dem es praktisch alles gab, entweder zu horrenden Preisen oder im Tausch, was man in Köln "maggeln" nannte.






Erinnerungen an meine RAD-Zeit