Bei Schülerinnen und Schülern hinterlässt die Begegnung mit Männern und Frauen, die zum Zeitpunkt ihrer Verschleppung in das Deutsche Reich in einem ähnlichen Alter wie sie selbst waren, fast immer einen tiefen Eindruck. An diesen persönlichen Zugang knüpft das vom NS-Dokumentationszentrum initiierte multinationale Schulprojekt „Jugendliche rekonstruieren Lebenswege ehemaliger Zwangsarbeiter/innen“ an. Hierdurch sollen Begegnungen zwischen Überlebenden von Zwangsarbeit und Jugendlichen aus jeweils zwei europäischen Ländern gefördert werden, die über den einmaligen Kontakt während einer Schulstunde hinausgehen.

Mit einem biographischen Ansatz vermittelt sich Geschichte nachhaltiger, als dies über Geschichtsbücher möglich ist. Erkennbare Brüche in den Biographien Überlebender machen auf konkrete und nachvollziehbare Weise die Lebensrealität während des Nationalsozialismus und die langfristigen Folgen des Zweiten Weltkriegs deutlich. Die am Projekt beteiligten Schülerinnen und Schüler haben die Möglichkeit, sich historisches Wissen selbständig anzueignen, neue Arbeitstechniken kennen zu lernen und ihre Ergebnisse der Öffentlichkeit zu präsentieren. Vor allem eröffnet sich für sie eine Perspektive auf ein Europa, das sie auf der Basis von Zusammenarbeit und Auseinandersetzung, vielleicht sogar Freundschaft, mit entwickeln.

Das deutsch-niederländische Pilotprojekt „zwangsweise kölsch – dwangarbeid in duitsland. Schülerinnen und Schüler aus Köln und Rotterdam erforschen Lebensgeschichten“, an dem 31 Schülerinnen und Schüler aus den beiden Partnerstädten teilnehmen, findet im ersten Schulhalbjahr 2002/03 statt. Träger ist der Verein EL-DE-Haus e.V., finanzielle Unterstützung wird durch die Körber-Stiftung gewährt. Die wissenschaftliche Begleitung liegt in den Händen des NS-Dokumentationszentrums und des Gemeentearchief Rotterdam. Es ist geplant, begleitend zu den Besuchsprogrammen bis 2005 auch mit anderen Partnerstädten ähnliche Projekte durchzuführen.