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Der Einsatz von Jugendlichen am Westwall erfolgte im
Rahmen der "Maßnahmen zum totalen Kriegseinsatz in den Schulen".
Seit Anfang September 1944 wurden die über 14 Jahre alten Schüler
dort zum Schippen und Schanzen eingesetzt, während die Schülerinnen
zu ihrer Betreuung herangezogen wurden. In "mit frischem Grün
geschmückten und lustig beschriebenen Eisenbahnwagen", so
lautet der Eintrag in einer Kölner Schulchronik vom Herbst 1944,
"wurden 14, 15 und 16jährige Jungen zum Schanzen in den Westen
befördert, damit der herannahende Feind aufgehalten werden soll.
BDM-Mädels werden als Köchinnen, Näherinnen und zum Strümpfe
stopfen mitgeschickt."
Die Karte Willi Moselers und sein erläuternder Bericht sind ein
sehr aufschlussreiches Dokument, das das allgemein herrschende Chaos
in dieser Phase der allgemeinen Auflösung charakterisiert. Die
Dokumente zeigen aber auch den ausgeprägten Fanatismus zahlreicher
NS-Amtsträger und Militärs, die selbst zu einem Zeitpunkt,
an dem die Niederlage längst feststand, bereit waren, Jugendliche
in den Tod zu schicken. Oft waren es lediglich Zufall und Glück,
die die Betroffenen davor bewahrten, manchmal allerdings auch das besonnene
und mutige Verhalten einiger Entscheidungsträger, die sich vom
vielbeschworenen "Treuebekenntnis zum Führer" lossagten
und so die ihnen anvertrauten Jugendlichen vor Schlimmerem bewahrten.
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