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Kopf des Mannes mit Hut und Schwert

Nur an einigen Stellen wie etwa im Bart oder Hut sind die für die Mitteltafel oftmals typischen breiten Linien der Unterzeichnung gut erkennbar. Sie unterscheiden sich von den feinzeichnerischen Linien einer anscheinend ursprünglich geschlossen geplanten Mundform und der Schraffur in der linken Kragenspitze, die möglicherweise einer zweiten Phase der Unterzeichnung zu Präzisierung der Formen angehören. Diese eher an einen Stift erinnernden Linien könnten ein Indiz für die Verwendung unterschiedlicher, darunter ggf. auch im Infrarot nicht vollständig kenntlich zu machender, Unterzeichnungsmittel sein. Dafür spricht auch das auf dem gesamten Altar einzig im Kragen dieser Figur erkennbare Farbkürzel, das in seiner Form einer spiegelverkehrten ›4‹ ähnelt ( vgl. rote Kartierungslinien). Dieses Symbol ist bekannt, zählt es doch zu einem Kanon von sieben verschiedenen Kürzeln, die bislang in den Unterzeichnungen von mehreren Gemälden Stefan Lochners und des Meisters des Heisterbacher Altars festgestellt wurden. Zeichen dieser Art markieren die geplanten Farbgebungen von Gewändern, weshalb sie in der Regel mehrfach in ein und demselben Werk festzustellen sind.

Nicht in der Unterzeichnung, wohl aber in der Malerei treten auf der grauen Hutfläche reliefartig zwei Graphismen hervor, die auf den ersten Blick dem Buchstaben ›S‹ ähneln (vgl. rote Kartierungslinien). Tatsächlich handelt es sich nur bei dem linken Zeichen um ein ›S‹, bei dem rechten hingegen höchstwahrscheinlich um den Buchstaben ›Y‹. In Anbetracht des ersten Buchstabens entsteht sofort der Gedanke an einen möglichen Zusammenhang mit Lochners Vornamen Stefan und somit einer gegebenenfalls versteckten Signatur, die jedoch angesichts des zweiten Buchstabens auf Anhieb wenig plausibel erscheint. Wie jedoch sind die gemalten Alterswarzen zu deuten, die ein weiteres Alleinstellungsmerkmal dieser abgebildeten Person darstellen? Laut Tobias Burg sprechen im vorliegenden Fall gegen eine Selbstdarstellung des Malers als Assistenzfigur die kompositorische Schlüssigkeit dieser Figur (als Pendant zur Figur des jungen Königs rechts), das Fehlen einer eindeutig als Signatur zu entziffernden oder zu deutenden Inschrift, die damals im deutschsprachigen Raum diesbezüglich noch fehlende Bildtradition und schließlich auch der fehlende Blick aus dem Bild, der nicht als zwingend, jedoch verbreitet gilt. Andererseits weist Burg auch darauf hin, dass sich die betreffende Figur deutlich vom übrigen Geschehen abhebt. Mit Rücksicht auf das vergleichsweise weniger schematisierte und durch die Warzen zusätzlich individualisierte Gesicht, letztlich auch im Hinblick auf die einmaligen Schriftzeichen auf dem Hut (die damalige Zeitgenossen vielleicht zu deuten wussten) hält er die Darstellung einer damals real existierenden Person für möglich. Interessanterweise passt für Burg die fraglich zu identifizierende Figur allerdings noch schlechter in die Tradition grundsätzlich denkbarer Stifterdarstellungen als in den Kontext von Selbstdarstellungen in der Assistenz.

(Mit Dank an Clemens M.M. Bayer für die Identifikation der Graphismen und Dr. Tobias Burg für die Beurteilung der möglichen Selbstdarstellung Stefan Lochners.)


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