Kölner Domblatt 2014 - page 31

ellen Person in Betracht zu ziehen.
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Bei den feinen hellsichtigen Linien handelt
es sich aller Voraussicht nach nicht etwa um den ersten, sondern vielmehr um ei-
nen zweiten Arbeitsschritt der Unterzeichnung zur Konkretisierung oder Kor-
rektur. So treten auch in anderen Bereichen derlei Linien auf, die einzelne Formen
imDetail zu klären oder zu korrigieren scheinen. Dazu zählen beispielsweise De-
tails der Gestaltung und Befestigung der schildförmigen Metallstücke, die hier an-
stelle der üblichen Schwebescheiben zum Schutz der Achselhöhlen dargestellt
sind. Besonders deutlich wird die präzisierende Funktion der feinen Linienanga-
ben im Beinzeug des hl. Gereon. Die dunklen kräftigen Zeichenlinien umreißen
die Formen des Beinzeugs zunächst nur grob, dabei wird vor allem im rechten
Kniebuckel die eckige Gestalt eines Geschübes sichtbar. Bei genauer Betrachtung
erkennt man hier noch weitere Zeichenlinien, die feiner und heller erscheinen.
Im Gegensatz zur eckigen Form definieren sie runde Konturen des Geschübes
(Abb. 22). Da sich diese runde Form der farbig realisierten Gestaltung weit mehr
annähert als die eckigen Vorgaben der dunklen Zeichenlinien, liegt es nahe, die
feinen Linien tatsächlich einer zweiten Phase der Unterzeichnung zur Konkreti-
sierung oder Korrektur zuzuschreiben. Eine klare Unterscheidung zwischen ers-
ter und zweiter Phase der Unterzeichnung fällt jedoch in vielen anderen Berei-
chen schwer. So scheinen beispielsweise in der Schutzweste des hl. Gereon (sog.
Lendner) helle dünne und dunkle kräftige Linien der ursprünglich geplanten Ge-
staltung fließend ineinander überzugehen. ImGesicht des hl. Gereon meint man
sogar ein umgekehrtes Verhältnis der Abfolge zu erkennen, da hier feine Linien-
angaben eine Schrägstellung der Augen vorgeben, die allem Anschein nach durch
breite, kräftige Linien revidiert wurde (Abb. 20). Somit erlaubt die unterschiedli-
che Beschaffenheit der Linien keine konsequente Zuordnung zur Konkretisie-
rung oder Korrektur der Unterzeichnung auf der rechten Flügelinnenseite. Un-
klar bleibt daher auch die Identifizierung und Chronologie der Erstanlage und der
Pentimenti der mehrfach angelegten Bein- und Fußformen im rechten und lin-
ken unteren Tafelbereich (Abb. 36).
Das Zusammenspiel der verschiedenen Zeichenlinien liefert keinen Hinweis
auf eine Ausführung durch unterschiedliche Personen. Diesen Eindruck gewinnt
man allenfalls im Vergleich der beschriebenen Zeichnungen der beiden Köpfe in
der rechten Bildhälfte (Abb. 21). Doch muss dieser Anschein in Anbetracht der un-
gleichen Ausführlichkeit der Zeichnung spekulativ bleiben. In jedem Fall unter-
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zur unterzeichnung des altars der stadtpatrone
Kopfbedeckung sein.
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Eine ähnliche Vermutung stellte bereits
Chapuis 2004 [
11
], S. 59, an.
1...,21,22,23,24,25,26,27,28,29,30 32,33,34,35,36,37,38,39,40,41,...63
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