Kölner Domblatt 2014 - page 34

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Die Interpretation der drei Maßwerkformen
im Kontext der gotischen Baugeometrie ver-
danken wir der freundlichen schriftlichen Mit-
teilung von Prof. Dr. Norbert Nußbaum.
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iris schaefer
·
caroline von saint-george
24.
Linke Flügelaußenseite, Maria im IR-Reflektogramm (links) und Auflicht (rechts). Gegenüber der
mit aufwendigem Kopfschmuck und welligem, lockeren Haar skizzierten Maria in der Unterzeich-
nung (links), erscheint die gemalte Fassung insgesamt schlichter und einfacher (rechts). Auch die
geplante Schmuckschließe ihres zunächst zusammengehaltenen Mantels entfiel.
hend aus Rose, Dreiblättern und Lanzetten, gemalt. Noch während des Malpro-
zesses entschied man sich jedoch abermals um und realisierte schließlich die end-
gültige Version des Blendmaßwerks, eine Durchdringungsfigur aus Kielbögen.
Alle drei Zierformen stellen Varianten parlerzeitlicher Maßwerke dar und reichen
stilgeschichtlich ins 14. Jahrhundert zurück. Die beiden ersten, auf Rosen basie-
renden Maßwerkformen weisen allerdings eklatante Konstruktionsfehler auf
(u. a. in der ungeradzahligen Lanzettrosette, im Radialbezug und in der Symme-
trie), sodass der oder die Zeichner und Maler mit gotischer Baugeometrie wenig
vertraut gewesen sein dürften und die Formen letztlich wohl aufgrund ihres Miss-
lingens verwarfen. Die final gewählte Durchdringungsfigur aus Kielbögen hin-
gegen war einfacher zu konstruieren und im Kölner Umfeld vielfältig anzutref-
fen, wie z. B. in der Chorausstattung des Domes oder an den Längswänden im
Hansasaal des Rathauses.
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