Kölner Domblatt 2014 - page 44

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iris schaefer
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caroline von saint-george
Zu den wenigen erkennbaren Abweichungen zwischen der ohnehin vielfach
nur schwach sichtbaren Unterzeichnung und der farbigen Ausführung zählen in
den Gesichtern die Mundformen, die sich schließlich im Fall des stehenden Man-
nes links des Thrones und des jungen Königs mit längerem, lockigen Haar rechts
des Thrones in der Unterzeichnung geschlossen, in der Malerei jedoch geöffnet
mit teilweise sichtbaren Zähnen darstellen. Im Kopf des Königs rückt das zeich-
nerisch skizzenhaft angelegte Perlenband in der Malerei tiefer in die Stirn, wo es
kleinteiliger und schmuckreicher dargestellt wird.
Weitere Abweichungen kennzeichnen auch die Kopfbedeckung des Mannes,
der unterhalb der Mohrenfahne dargestellt ist. In der Unterzeichnung reichte der
Hut seitlich deutlich tiefer über die Wangenpartie und schloss knapp über dem
Fellkragen ab. Die geschwungenen Linien der Zeichnung darunter könnten eine
Haarlocke darstellen, die in der Malerei entfiel und durch die Verkürzung der seit-
lichen Hutpartie die gemalte Darstellung von gelocktem Kopfhaar ermöglichte.
In der Kleidung häufen sich wiederum die erkennbaren Unterschiede zwi-
schen der Unterzeichnung und der gemalten Fassung. Sieht man von den hier im
Detail kaum darstellbaren Veränderungen in den Faltenwürfen vieler Gewand-
darstellungen einmal ab, so sind zunächst vor allem Formen und Schmuckele-
mente der Gewandsäume zu nennen. Für den links kniend dargestellten König
sah die Unterzeichnung des Mantels einen rundförmig endenden Schlitz ober-
halb des Gürtels vor, der in der Malerei in ähnlicher Form weiter unten und größ-
tenteils verdeckt durch den Geldbeutel realisiert wurde. Eine unterzeichnete Per-
lenverzierung seines Ärmelsaumes entfiel in der Malerei ebenso wie die
geplanten Schmuckelemente in den Gewandsäumen des Mannes am rechten
Bildrand.
Im Bereich der kostbaren Metallgefäße lassen sich zumindest ansatzweise Un-
terschiede zwischen den zeichnerischen Vorgaben und der Malerei feststellen.
Der hinsichtlich seiner skizzenhaften Unterzeichnung bereits beschriebene Po-
kal in den Händen des jungen stehenden Königs weicht wenigstens in der hori-
zontalen Gliederung des Pokalfußes von der gemalten Version ab. Erkennbare
Unterzeichnungslinien im Bereich des goldenen Kästchens im Bildvordergrund
machen auf dessen zuvor anders geplante Position aufmerksam.
In der Darstellung der Banner der Heiligen Drei Könige werden schließlich
gravierende Änderungen gegenüber sowohl unterzeichneten als auch bereits far-
big angelegten Formen erkennbar. Letztgenanntes gilt vor allem für das Banner
mit Halbmond und Stern links oben. Im Infrarotreflektogramm werden beide
Motive in spiegelverkehrter Position zur final gemalten Version ersichtlich. Die
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