Kölner Domblatt 2014 - page 48

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Zur Vermutung der Darstellung einer
Streitaxt im Gegensatz zu einer Hellebarde
bzw. Helmbarte siehe Wendelin Boeheim:
Handbuch der Waffenkunde. Das Waffenwe-
sen in seiner historischen Entwicklung vom
Beginn des Mittelalters bis zum Ende des 18.
Jahrhunderts, in: Seemanns Kunstgewerbliche
Handbücher, Bd. 7, Leipzig 1890, S. 376.
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iris schaefer
·
caroline von saint-george
bar neben seinem Kopf machen die gezeichneten Formen eines Axtblatts, einer
Stoßspitze und eines vermutlichen Hakens auf die ursprünglich geplante Dar-
stellung eines Streitbeils bzw. einer Streitaxt aufmerksam.
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In der Malerei wur-
de die Stangenwaffe verkürzt und erhielt die Form eines Kriegshammers, der als
eine weniger gefährliche Waffe hauptsächlich dazu diente, Rüstungen zu defor-
mieren oder zu zerbrechen. Dabei entfiel auch die ursprünglich geplante Hand-
schutzscheibe, die allem Anschein nach bereits farbig angelegt war. Darüber hi-
naus scheint die Unterzeichnung für das Gewand nicht nur gezaddelte Säume,
sondern auch gezaddelte Fransen geplant zu haben, eine Zierde, die in der Ma-
lerei zugunsten der Darstellung schlichter Stoffbänder entfiel. Kleinere Abwei-
34.
Rechte Flügelinnenseite, Detail des Kriegers mit Stangenwaffe im IR-Reflektogramm (links) und
Auflicht (rechts). Gegenüber den zeichnerischen Vorgaben eines Kriegers mit markanten, leicht grim-
mig wirkenden Gesichtszügen und tief in der Stirn sitzendem Helm zeigt die Malerei das freundlich
wirkende Antlitz eines jungen Mannes mit Blütenkranz im Haar. Das in der Unterzeichnung geplante
Streitbeil verwandelt sich in der farbigen Ausführung in einen weniger gefährlichen Kriegshammer.
1...,38,39,40,41,42,43,44,45,46,47 49,50,51,52,53,54,55,56,57,58,...63
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