Kölner Domblatt 2014 - page 57

58
Vgl. Geheimnisse der Maler [
17
], S. 115−119.
59
Vgl. Art in the making [
49
], S. 38, 48.
60
Zu Art und Größe der Pressbrokatblätter
des Vorhangs auf den Flügelaußenseiten und
auf der Mitteltafel vgl. Lauer, Schulze-Senger,
Hansmann [
5
], S. 51−52.
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zur unterzeichnung des altars der stadtpatrone
bäischen Legion unter Gereon als ihrem Offizier geplant.
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Solch umfassende
Planänderungen sind nur schwerlich auf eine Revision durch den Meister oder
seine Mitarbeiter zurückzuführen. Auch die mit einer Schmuckschließe geplan-
te Mantelform der Marienfigur sowie die Umwandlungen des Banners oberhalb
des Ursulagefolges sind kaum mit einer werkstattinternen Überprüfung der un-
terzeichneten Komposition erklärbar. Vielmehr spricht diese Art von Verände-
rungen für eine Einflussnahme von Personen außerhalb der Werkstatt.
Durchaus plausibel erscheint es, dass der oder die Auftraggeber diese und an-
dere Veränderungen initiiert haben könnten, nachdem sie die Unterzeichnungen
persönlich in Augenschein nahmen. Auch wenn derartige Verfahren bislang nur
in einzelnen Fällen belegt sind, könnten sie vor allem bei bedeutenden und groß-
formatigen Gemälden durchaus übliche Praxis gewesen sein.
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Eine entsprechende Inspektion der zeichnerischen Bildpläne des Altars der
Stadtpatrone würde auch die vermutlich vollflächige Unterzeichnung der Muster
des Brokatvorhangs in der Verkündigungsszene begreiflich machen, denn aus
rein technischer Sicht waren grafische Angaben der Stoffmuster für eine geplan-
te Gestaltung mit applizierten Pressbrokatblättern werkstattintern nicht notwen-
dig.
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Berücksichtigt man ferner, dass die teilweise sehr skizzenhaften Angaben
der Köpfe im Hintergrund der Gereonstafel oder aber auch im Banner mit Ster-
nen auf der Mitteltafel kaum als befriedigende Vorgaben für die farbige Ausge-
staltung fungiert haben dürften, könnten auch sie hauptsächlich zur Veran-
schaulichung der geplanten Komposition gegenüber den Auftraggebern gedient
haben.
Manche der skizzenhaften Angaben, wie etwa der Kopf am linken Bildrand der
Gereonstafel, erscheinen dabei so flüchtig und rasch hingeworfen, dass man an
eine gewisse Eile denken muss. Auf zeitliche Engpässe könnte schließlich auch
die aufgezeigte Arbeitsteilung der Unterzeichnung in der Bearbeitung der Mit-
teltafel und der beiden Flügelinnenseiten hindeuten. In Anbetracht der für Loch-
ner typischen Unterzeichnungen auf der Ursulatafel und in Teilen der Mitteltafel
ist es durchaus vorstellbar, dass ursprünglich der Meister selbst die grafischen
Bildplanungen auf den Tafelinnenseiten und ein weiterer Mitarbeiter diejenigen
auf den Außenseiten ausführen sollte. Zeitliche Engpässe, möglicherweise im Zu-
sammenhang mit einer vereinbarten Präsentation der Unterzeichnungen gegen-
1...,47,48,49,50,51,52,53,54,55,56 58,59,60,61,62,63
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