Kölner Domblatt 2014 - page 56

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Zur Aufstellung und Montage von Altären
am Bestimmungsort vgl. Habenicht [
48
],
S. 111−112.
57
Chapuis 2004 [
11
], S. 64.
174
iris schaefer
·
caroline von saint-george
terzeichnung und der Malerei und schließlich während des Malprozesses statt-
fanden?
Einige der Veränderungen wie beispielsweise im Betpult der Verkündigungs-
szene entstanden wohl aus Formunsicherheit und mit dem Wunsch nach Ver-
besserung oder Präzisierung, andere hingegen lassen sich vielleicht auf eine man-
gelnde Ausführlichkeit und Genauigkeit der Unterzeichnung zurückführen, wie
sie stellenweise auf der Mitteltafel und auf der Gereonstafel anzutreffen sind.
Mancher Wandel, ob innerhalb der Unterzeichnung oder auch zwischen der
Unterzeichnung und der Malerei, mag durch werkstattinterne Revisionen der
zeichnerischen Planungen initiiert worden sein. Zu berücksichtigen ist dabei,
dass die Tafeln zum Zeitpunkt ihrer Bearbeitung in der Malerwerkstatt aller Wahr-
scheinlichkeit nach einzeln behandelt wurden, bevor sie üblicherweise erst am
endgültigen Aufstellungsort zum Triptychon montiert wurden.
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Die jeweilige Zu-
sammenstellung der Tafeln, ob zur erprobten Außen- oder Innenansicht des Al-
tars, könnte manche Korrektur ausgelöst haben. Somit ließe sich u. a. auch die be-
schriebene Korrektur der gezeichneten Kopfhaltung und Augenstellung des
hl. Gereon auf der rechten Flügelinnenseite erklären, denn erst dadurch entsteht
im geöffneten Zustand des Altars die beschriebene Blickachse zur Gefährtin mit
grünem Gewand auf der linken Flügelinnenseite.
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Art und Umfang vieler weiterer Abweichungen lassen sich jedoch kaum durch
die bislang genannten Kriterien erklären. Im Besonderen gilt dies für eine Grup-
pe von Veränderungen, die auf der linken und rechten Flügelinnenseite in Be-
ziehung zueinander gebracht werden kann und von wesentlicher Natur ist. So
macht die Unterzeichnung auf der Tafel mit der Darstellung des hl. Gereon und
seines Gefolges deutlich, dass diese Szenerie sehr viel kriegerischer geplant war
und die tatsächlich gemalte Version einen deutlich friedlicheren Eindruck ver-
mittelt. Nicht minder aufschlussreich sind die zahlreichen Abweichungen zwi-
schen der Unterzeichnung und der Malerei in der Darstellung der hl. Ursula und
ihrer Gefährtinnen auf der linken Flügelinnenseite. So sind im zeichnerischen
Bildplan zahlreiche Blütenkränze, Stirnbänder, Hauben und Diademe auf den
Köpfen der Schar vorgegeben, die in der malerischen Ausführung entweder in der
Form vereinfacht oder gar nicht verwirklicht wurden. Ursprünglich war somit bei
Öffnung des Altars und gleichzeitiger Sicht auf die Flügelinnenseiten ein stärke-
rer Gegensatz zwischen dem Liebreiz der Ursulaschar und der Streitkraft der The-
1...,46,47,48,49,50,51,52,53,54,55 57,58,59,60,61,62,63
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