Kölner Domblatt 2014 - page 50

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Diese Vermutung stellte bereits Chapuis an,
geht dabei jedoch nicht auf ihre mögliche nä-
here Beschaffenheit ein. Vgl. Chapuis 2004
[
11
], S. 130, 163.
44
Vgl. Siejek, Kirsch [
18
], S. 158. − Rolf E.
Straub: Tafel- und Tüchleinmalerei, in: Farb-
mittel, Buchmalerei, Tafel- und Leinwandmale-
rei (Reclams Handbuch der künstlerischen
Techniken 1), Stuttgart
2
1988, S. [125]−259,
hier: S. 160.
168
iris schaefer
·
caroline von saint-george
Nicht nur Verschiebungen von Binnenzeichnungen, sondern auch Verände-
rungen der Kopfhaltungen macht der Vergleich zwischen den zeichnerischen Vor-
gaben und der farbigen Ausführung bei vielen Köpfen der Krieger im Bildhinter-
grund deutlich. Auch wenn die höchst skizzenhaften Angaben kaum Vergleiche
zur gemalten Physiognomie erlauben, wird ein übergreifendes Phänomen deut-
lich. So tragen die größtenteils herabhängend dargestellten Mundwinkel in der
Unterzeichnung zu vielfach herben, wenn nicht gar grimmig wirkenden Ge-
sichtszügen bei, die sich in der malerischen Ausführung in deutlich freundliche-
re und weichere Physiognomien verwandeln.
Die geringe Verbindlichkeit der skizzenhaften Vorgaben der Krieger im Bild-
hintergrund begründen schließlich auch mehrfache Korrekturen, die über die
Unterzeichnung hinaus bis in den Malprozess reichen. Besonders eindrücklich
wird dies anhand der insgesamt sechs Fußformen, die im Infrarotreflektogramm
zwischen den beiden ausgestellten Beinen des Kriegers am linken Bildrand sicht-
bar sind. Sie wurden nicht nur zeichnerisch, sondern teilweise auch bereits far-
big angelegt und bis auf eine verbliebene Fußform schließlich allesamt wieder mit
der Hintergrundfarbe des Wiesengrüns übermalt (Abb. 36).
Vom ersten Entwurf bis zur Malerei
Entwicklung und Kontext der Unterzeichnung
Die sichtbar gemachten Unterzeichnungen auf den insgesamt fünf bemalten Ta-
felseiten des Altars der Stadtpatrone lassen weder grundlegende Entwicklungen
in der Form, in der Anordnung und Staffelung der Figuren und Motive noch in
der perspektivischen Konstruktion erkennen, sodass von vorausgehenden Kom-
positionsentwürfen auszugehen ist.
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Fraglich ist dabei, ob die entsprechenden Entwurfszeichnungen auf den Mal-
gründen selbst stattfanden, wie dies in der Tafelmalerei bis zur Mitte des 15. Jahr-
hunderts generell vermutet wird
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, oder aber Vorzeichnungen außerhalb des
Werks existierten, deren Liniengerüste anschließend auf die Tafeln transferiert
wurden.
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Die Infrarotreflektogramme selbst lassen zwar keine solchen zeichne-
rischen Vorstufen erkennen, jedoch ist ihre Existenz damit keineswegs auszu-
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