Schmuck und Magie

Schmuck als Kleidungszubehör und Schmuck mit Amulettcharakter scheinen Max von Oppenheims spezielle Aufmerksamkeit erregt zu haben. Es ging ihm offensichtlich nicht um vordergründige Pracht, sondern eher um lokaltypische Teile der Tracht und um die besondere Aura magischer Schmuckstücke. Die geographische Herkunft ist weit gestreut und spiegelt mehr als bei anderen Objektgruppen seine Reisen und Aufenthalte im Maghreb und dem Vorderen Orient wider. In seiner Berliner Wohnung präsentierte Max von Oppenheim einen Teil seiner Schmuckstücke in Schaukästen.

Ein herausragendes Schmuckensemble, das unter anderem einen üppigen Kopfputz und Fibeln enthält, stammt aus der algerischen Kabylei. Es gehörte zur Mitgift eine Braut der Beni Yenni. Die für die Anfertigung dieser speziellen Schmuckgattung berühmten Silberschmiede verwendeten neben grünem, gelbem und blauem Emaille rote Korallen. Fibeln in unterschiedlichster Ausführung sind bei der Frauenkleidung im Maghrebweit verbreitet und lassen die jeweilige ethnische Zugehörigkeit erkennen. Sie dienen gleichermaßen als Schmuck und zur Befestigung der Stoffe. Oft sind sie durch Kettenverbunden, an denen schützende Amulette wie zum Beispiel die "Hand der Fatima" oder Amulettbehälter hängen.

Im gesamten islamischen Bereich sind hülsenförmige ›Gurken‹ (hidschab khiara) als Behälter für Schriftamulette sehr beliebt. Ein besonders großer mehrteiliger Halsschmuck dieser Art in der Sammlung Oppenheim stammt aus Damaskus. Eine kostbare Gürtelschnalle aus dem 17./18. Jahrhundert hatte sicherlich ebenfalls magische Funktion. Eingravierte Suren aus dem Koran zieren die Platte aus Chalzedon oder Jade.

Schmuckstücke jüdischer Silberschmiede aus dem Jemen lassen selbst in kleinen Details die sorgsame Aufmerksamkeit der Kunsthandwerker erkennen. Im Orient weit verbreitet und nicht nur in jüdischen Kreisen gesucht, waren leise klirrende, eng an der Kehle anliegende, vielteilige Halsketten, welche die Braut zur Hochzeit von ihrem Vater erhielt.

Die Sammlung Oppenheim enthält eine ganze Reihe von Gürteln und Gürtelschnallen, vorwiegend aus der Türkei und angrenzenden Gebieten. Großer Wert wurde auf die Gestaltung der metallenen Schnallen gelegt. Häufig anzutreffen sind Filigranarbeiten und emaillierte Verzierungen. Frühe Stücke aus dem 18. und 19. Jahrhundertzeichnen sich durch besondere Größe aus. Ein berühmtes Herstellungszentrum war Safranbolu in Anatolien. Schmuckstücke von dort zeigen neben einer außerordentlich feinen und sorgfältigen Metallverarbeitung die Verwendung von gravierten Korallen und Glassteinen.

Brigitte Khan Majlis


27 Gürtelschnalle.
Türkei, 19. Jahrhundert. Kupfer, vergoldet, Glas; Durchmesser: 9,2 cm. (SO 4)