Ein ethnologisches Standardwerk – »Die Beduinen«

Seit seiner ersten Reise in den Orient war Max von Oppenheim fasziniert von den Beduinen, die in den arabischen Steppen und Wüsten zu Hause sind. Bereits 1899 begann er mit der systematischen Sammlung von Abstammungslisten der verschiedenen Stämme, welche die Grundlage für sein heute noch gültiges Standardwerk »Die Beduinen« darstellten.
Die Fülle des Jahr um Jahr anwachsenden Materials, das er durch einheimische Spezialisten überprüfen ließ und selbst durch Forschungen in seiner über 42 000 Bände umfassenden Orientbibliothek ergänzte, ließ die Arbeit hieran zu einem Lebenswerk werden. Erst 1939, als Max von Oppenheim bereits 79Jahre alt war, erschien der erste Band. Nach seinem Tod übernahm der Orientalist Werner Caskel die Herausgabe der weiteren Bände.

Die vier zwischen 1939 und 1968 erschienenen Bände behandeln die Regionen Palästina, Transjordanien, Sinai, Hidschas, Nord- und Mittelarabien sowie Irak. Sie stellen die Geschichte der einzelnen Stämme und ihrer Wanderungsbewegungen zusammen, nennen die Unterstämme und den jeweiligen Stand der dazu gehörigen Zelte. Mehr als 240 größere und kleinere Stämme werden namentlich, genealogisch und zahlenmäßig
erfasst.

Das Manuskript für einen fünften Band über die wirtschaftliche, soziale und politische Organisation der Beduinen, ihre materielle Kultur, ihr Rechtssystem und ihre Bräuche verbrannte nach einem Bombenangriff im Zweiten Weltkrieg. Aus erhaltenen Skizzen und Vorankündigungen lässt sich rekonstruieren, dass Oppenheim auch den Idealen der Beduinen ein eigenes Kapitel zu widmen gedachte, die er für sich selbst beanspruchte: Ritterlichkeit, Tapferkeit, Großmut, Gastfreundschaft und Liebe zur
Freiheit.

Peter Mesenhöller


29 Titel des ersten Bandes von Max von Oppenheims Beduinen-Werk, Leipzig 1939.