Zeitfenster: Der Sammler (1919-1946)

Mit der Unterzeichnung des Friedensvertrags von Versailles ging 1919 für Deutschland der Erste Weltkrieg zu Ende. Das Deutsche Reich mußte Gebietsverluste hinnehmen und wurde zur Zahlung von Reparationen verpflichtet. Die im gleichen Jahr als erste deutsche Demokratie ausgerufene Weimarer Republik konnte auf Dauer keine Stabilität bieten. Viele Menschen blieben dem obrigkeitsstaatlichen Denken der Kaiserzeit verhaftet und verzweifelten an den wirtschaftlichen Folgen des Ersten Weltkriegs. Auch wurde die junge Republik immer wieder von militanten rechten und linken Gruppen angegriffen.

Erst mit der 1924 vollzogenen Währungsreform verbesserte sich die Wirtschaftslage. Kredite aus den USA gaben der Konjunktur deutlichen Aufschwung. Als diese jedoch nach dem Zusammenbruch der New Yorker Börse 1929 zurückgezogen wurden, kam es zur bisher schwersten Wirtschaftskrise überhaupt. Viele Unternehmen mussten Konkurs anmelden. Ende 1932 waren über sechs Millionen Menschenarbeitslos. Die Verhältnisse führten zum Untergang der Weimarer Republik. Nachdem die NSDAP bereits 1932 stärkste Partei im Reichstag geworden war, stellte sie seit dem 30.Januar 1933 mit Adolf Hitler auch den Reichskanzler. Hitlers Machtübernahme war von diktatorischen Vollmachten begleitet. Oppositionelle Parteien wurden verboten, und es begann die offene Diskriminierung der jüdischen Bevölkerung. Zugleich wurde das Auftreten Deutschlands gegenüber dem Auslandzunehmend aggressiver.

1938 marschierte die Wehrmacht in Österreich ein und bewirkte dessen "Anschluss" an das Reich. Im gleichen Jahr wurden die mehrheitlich von Deutschen bewohnten Sudetengebiete in der Tschechoslowakei besetzt.
In Deutschland zerstörten am 9.November 1938 SA und SS während der "Reichspogromnacht" jüdische Wohnungen, Geschäfte und Gotteshäuser und ermordeten mindestens91 Menschen.

Nachdem die Wehrmacht 1939 auch die "Rest-Tschechei" besetzt hatte, sahen Großbritannien und Frankreich das Gleichgewicht der Mächte in Europa nicht mehrgewährleistet. Der Einzug deutscher Truppen in Polen am 1.September 1939 führte zur Kriegserklärung - der Zweite Weltkrieg hatte begonnen. Nach Anfangserfolgen stockte der deutsche Vormarsch auf den Schlachtfeldern Europas und Afrikas. Vor allem der seit 1941 geführte Angriffskrieg auf die Sowjetunion überforderte die militärische Kraft der Wehrmacht. In Deutschland und den besetzten Gebieten begann zugleich die Deportation europäischer Juden in die Konzentrationslagerund damit ihre systematische Ermordung.

Die Niederlage deutscher Truppen bei Stalingrad im Januar 1943 brachte den Wendepunkt des Zweiten Weltkriegs, dessen Ende durch die Landung amerikanischer und britischer Truppen in der Normandie im Juni 1944 beschleunigt wurde. Am8. Mai 1945 kapitulierte das Deutsche Reich vor den Siegermächten. Die USA, Großbritannien, Frankreich und die Sowjetunion übernahmen die Regierungsgewalt. Am Ende des Zweiten Weltkriegs waren weltweit 60 Millionen Todesopfer zu beklagen. Allein sechs Millionen Juden waren seit 1941 in Konzentrationslagern wie Auschwitz und Buchenwald umgekommen. So einmalig wie die Verbrechen der Nationalsozialisten war auch die Reaktion der Siegermächte hierauf: Zum ersten Mal in der Geschichte wurden die Verantwortlichen für Krieg und Völkermord1945/46 in Nürnberg vor einem internationalen Tribunal zur Verantwortung gezogen und abgeurteilt.

Dominik Zier