Chinesisches Blauweiß-Porzellan
des 14. bis 19. Jahrhunderts

Auf Grund der Härte und Weiße seines Scherbens sowie dessen untrennbarer Verbindung mit der Glasur übertraf chinesisches Porzellan bis ins 19.Jahrhundert konkurrenzlos alles, was an Keramik in irgendeinem Land der Welt hergestellt wurde. Entscheidend war zudem die Klarheit des mit Kobaltblau gemalten Dekors. Das notwendige Kobaltoxyd wurde über viele Jahrhunderte aus islamischen Ländern nach China importiert. Das Blauweiß-Porzellan aus Jingdezhen in der südchinesischen Provinz Jiangxi verdrängte im Laufe des 15. Jahrhunderts das grüne Seladon, das von Ägypten bis Indonesien verbreitet war.

Der Schultertopf mit einer umlaufenden Ranke mit fünf großen Lotosblüten aus dem frühen 15. Jahrhundert stellt das Prachtstück der Sammlung Oppenheim dar. Kennzeichnend für den blauen Dekor sind seine schwärzlichen Stellen. Diese entstehen durch stellenweise zu dick aufgetragenes Kobaltoxyd, das beim Brennen durchschlägt. Der kurze Hals des Schultertopfs wurde durch eine Metallmontierung ersetzt, wie dies vielfach bei beschädigten, kostbaren Porzellanen geschah. Oft wurden solche Metallmontierungen aber auch angebracht, um chinesischen Porzellanen ein besonders islamisches Aussehen und eine geänderte Funktion zu geben. Die prächtige Schüssel aus dem späten 16. bis frühen 17. Jahrhundert zeigt auf der Innenseite eine Landschaft mit einem Blütenbaum und einem Vogel, der auf einem Felsen sitzt. Auf der Aussenseite sind verschiedene Landschaftsmotive, darunter eine Gebirgslandschaft mit einem unter einem Baum sitzenden Gelehrten, dargestellt. Porzellane dieser Art wurden bereits vonden Holländern exportiert und inspirierten die europäischen Fayencedekore.

Der große eckige Teebehälter aus dem 19. Jahrhundert mit chinesischem Landschaftsdekor stellt ein spätes Stück der Blauweiß-Porzellane dar. Die kulissenartigverschobenen Landschaftselemente erzeugen Tiefenwirkung. Solche Behälter waren vor allem in den USA beliebt.

Ulrich Wiesner


35 Schultertopf.
Blauweiß-Porzellan, frühes 15. Jahrhundert. Höhe: 21cm. (SO 4585)