Persische Gemälde der Kadscharen
Großformatige Gemälde haben eine lange Tradition
in den Palästen Irans. Im Gartenpalast Tschehel Sotun in Isfahan, der
Hauptstadt der Safawiden von 1500 bis 1722,schmückten Bilder festlicher
Versammlungen, romantische Szenen, Einzelfiguren und nicht zuletzt Darstellungen
wichtiger historischer Begebenheiten die Wände. Diese Tradition erfuhr
unter der Dynastie der Kadscharen (1796-1925) eine neue Blüte. Großformatig
in Öl auf Leinwand oder als Miniatur auf Lackschachteln, trat die Malerei
nun weitgehend in den Dienst der königlichen Propaganda. Fath Ali Schah
(reg. 1797-1834)wurde mit seinem prachtvollen langen Bart als absoluter Herrscher
über Iran auf einem Thron sitzend dargestellt oder als reitender Jäger
in Szene gesetzt. Sein Nachfolger war Muhammad Schah (reg. 1834-1848). Noch
als Kronprinz ließ sich Sultan Mirza 1831 vordem Hintergrund eines Fensterrahmens
porträtieren. Auf dem Gemälde trägt er eintraditionelles langes
Gewand, das über und über mit Perlen bestickt ist. Seine rechte
Hand hat er an die edelsteinbesetzte Schnalle seines Gürtels gelegt,
mit der linken Handhält er einen Degen.
Oft ebenfalls mit Perlen bedeckt, wenn auch in freier Pose, sind Palastmädchen
dargestellt,die den Herrscher erfreuten. Die Gesichter mit ihren schweren,
schwarzen Augenerinnern an den Schönheitstypus der Sassaniden-Zeit (224-651),
einer glorreichen Epoche der iranischen Geschichte. Das ikonenhafte Madonnen-Gemälde
steht in einer anderen Tradition. Es diente den christlichen Kaufleuten aus
Armenien, die in der Kolonie Dschulfa, einem Stadtteil von Isfahan angesiedelt
worden waren, als Kultbild.
Ulrich Wiesner