Chinesisches Porzellan
in den islamischen Ländern

Die Art, wie große chinesische Blauweiß-Porzellanteller in Oppenheims Berliner Wohnung angebracht wurden, entspricht dem Vorbild der europäischen Porzellankabinette des 18. Jahrhunderts. Auch in den islamischen Ländern wurden chinesische Porzellane als Wandschmuck verwendet. Hier wurden sie indessen nicht vor der Wand angebracht, sondern in kleine und große Wandnischen eingelassen. Kostbare Porzellane wurden in eigens errichteten repräsentativen Gebäuden aufbewahrt, dienten aber auch dem Gebrauch. Bei Festmählern wurden sie den Nischen entnommen und, im Falle großer Teller, zum Auftragen von Speisen verwendet.

Zwei herrschaftliche Porzellansammlungen sind erhalten geblieben: Die Sammlung des Ardebil-Schreins, heute in Teheran, und die Palastsammlung des Topkapi Saray in Istanbul. Schah Abbas I. (reg. 1587-1629) stiftete 1162 chinesische Porzellane für den Ardebil-Schrein nahe dem Kaspischen Meer. Dieser enthielt zur Zeit der höchsten politischen Macht Irans das Grab des Gründers der Safawiden-Dynastie. Von dieser Stiftung sind 805 Stücke erhalten geblieben. Die Sammlung der osmanischen Sultane war in deren Palast in Istanbul untergebracht. Noch heute werden hier über 10 000 chinesische Porzellane aufbewahrt. Sie bieten einen kontinuierlichen Überblick über die Waren, die vom 14. bis zum 19. Jahrhundert aus dem fernen China in die islamischen Länder exportiertwurden.

Die Porzellane der Sammlung Oppenheim stellen ein verkleinertes Abbild dieser beiden großen Sammlungen dar.

Ulrich Wiesner


34 Großer Teller mit »Asterndekor«.
Blauweiß-Porzellan, spätes 17. bis frühes 18. Jahrhundert.
Durchmesser: 38,5 cm. (SO 2167)